Körpersprache-Experte: Erfolg hat, wer sich auf andere einstellen kann
Das Geheimnis des Charismas
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John F. Kennedy und Barack Obama hatten oder haben es, unter den deutschen Politikern der Nachkriegszeit vielleicht am ehesten Willy Brandt: Charisma. Wenn man Menschen nach charismatischen Persönlichkeiten befragt, werden meist dieselben Namen genannt. Wenn man sich jedoch erkundigt, worin dieses Charisma bestehe, fällt kaum jemandem etwas ein. „Menschen mit einer besonderen Ausstrahlung können Gefühle absolut authentisch ausdrücken und an andere weitergeben“, erklärt Stefan Verra, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum: „Wenn solche Charismatiker einen Raum betreten, verändert sich die gesamte Atmosphäre ins Positive – es wird quasi heller.“
Die Ausstrahlung, so Stefan Verra, ist bei Charismatikern aber längst nicht alles. Charismatiker beziehungsweise besonders erfolgreiche Menschen könnten sich zudem sehr gut auf unterschiedliche Menschen und Situationen einstellen und ihr Verhalten daran anpassen. „Sie haben die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und Gefühlsausdrücke optimal wiederzugeben. Menschen mit einer besonderen Ausstrahlung werden deshalb selten in ein Fettnäpfchen treten – weil es eben weniger Fettnäpfchen für sie gibt.“ Auch in peinlichen Situationen würden sich diese Menschen weniger hemmen. Sie würden versuchen, weniger zu überspielen und den anderen damit einen direkten Zugang zu ihren Emotionen geben, betont Verra. Dank dieser Sensibilität könnten charismatische Menschen schnell sehr tiefe emotionale Beziehungen zu anderen aufnehmen. Sie würden, so Verra, die Stimmung und Atmosphäre in Gruppen schnell erfassen und sich darauf einstellen: „Einzelnen Menschen begegnen sie wohlwollend und einfühlsam und geben ihnen das Gefühl, in diesem Moment die einzig wichtige Person auf der Welt zu sein.“
Doch all das genügt noch nicht, um jemanden als charismatisch zu empfinden. Neben die Eloquenz muss die Körpersprache treten. Stefan Verra: „Wenn wir an besonders beeindruckende Politiker, Musiker oder Schauspieler denken, so fallen uns Menschen ein, die mit ihrem Körper ebenso ausdrucksstark sind wie mit ihren Worten. Sie haben oft ein Lächeln im Gesicht, verfügen aber dennoch über eine große Spanne an Gesichtsausdrücken und eine emotionale Körpersprache. Ihre Stimme erscheint zudem freundlich und zugleich temperamentvoll.“ Vor allem aber passten sie sich in ihren Gesten und Gesichtsausdrücken dem Gegenüber automatisch an, sie seien Meister des „Synchronen“. Das mache unwillkürlich sympathisch, der andere fühle sich in dieser Situation automatisch wohl.
Foto: DIALOG
Stefan Verra erklärt den Hintergrund: „Die Gefühle und Bedürfnisse, die in einem selbst gerade vorherrschen, müssen vom anderen visuell wiedergegeben werden. Das heißt: Wenn ich mich selber verärgert fühle, dann fühle ich mich mit jemandem wohl, der selber zornig aussieht.“ Wer in diesem Moment sehr relaxt, entspannt und gleichgültig schaue, würde dagegen nicht akzeptiert. Wer umgekehrt sehr harmoniebedürftig sei, werde sich jemanden suchen, der mit seiner Körpersprache ebenfalls Harmonie verspricht.
Das Fazit von Stefan Verra: „Jene Menschen sind am erfolgreichsten im Leben, die mit ihrer Körpersprache die höchste Variabilität an den Tag legen können – denn sie können damit die unterschiedlichen Gefühle von möglichst vielen Menschen wiedergeben.“ Deswegen seien auch Kinder so beliebt: Sie würden ihre Gefühle nicht hemmen, sondern diese eins zu eins nach außen tragen: „Je mehr wir uns hemmen – weil wir eben perfekt ,rüberkommen‘ wollen – desto weniger attraktiv und umso unnatürlicher wirken wir.“ (djd/pt).
Dank ihrer Sensibilität und Körpersprache können ausdrucksstarke Menschen schnell emotionale Verbindungen zu anderen aufnehmen.