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Verlängerte Weihnachtspause im Gespräch / Autohändler im Landkreis spüren Kunden-Verunsicherung

Wirtschaftskrise: Vier-Tage-Woche bei Faurecia

Landkreis (crs/mld). Durch die Krise in der Automobilindustrie geraten auch Autohändler und Zulieferunternehmen in Schaumburg zunehmend unter Druck. Spürbar ist die schlechte Wirtschaftslage beim Autositzhersteller Faurecia in Stadthagen: Seit vergangenem Freitag gilt im Werk die Vier-Tage-Woche, über eine verlängerte Weihnachtspause auf Antrag der Unternehmensleitung ist noch nicht entschieden.

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Die Chefetage bei Faurecia hält sich nach wie vor bedeckt: Laut Sprecherin Kirsten Lattewitz gibt es zur aktuellen Lage weiterhin keine offizielle Stellungnahme. Der Betriebsrat bestätigt jedoch Informationen unserer Zeitung, wonach die Werksmitarbeiter zurzeit gezielt Überstunden und Urlaubstage abbauen. "Seit letztem Freitag haben wir die Vier-Tage-Woche eingeführt", sagt Betriebsrat Jürgen Bittner. Von den 1700 Beschäftigten in Stadthagen seien rund 400 der 445 Werksmitarbeiter von der Regelung betroffen, die 1280 Angestellten der Zentrale jedoch nicht. Bittner spricht von einer "kleinen Delle" im Auftragsvolumen, für die er aber nicht allein die Finanzkrise verantwortlich machen mag. "Keiner weiß, wohin es geht", sagt der Betriebsrat - und Faurecia habe noch Glück: "Mit VW haben wir einen vernünftigen Kunden, bei anderen Herstellern sähe das ganz anders aus." Die Stimmung im Unternehmen seiähnlich wie bei allen Auto-Zulieferern, sagt der neue Faurecia-Betriebsratsvorsitzende Fred Hartmann: "Vorsichtig abwartend." Er selber will die Kaufzurückhaltung nicht überbewerten: "Vieles ist nicht so dramatisch, wie es dargestellt wird." Abwartend reagiert der Rintelner Zulieferer Stüken auf die Herausforderungen durch die Wirtschaftskrise. Nach wie vor würden zum Beispiel im Werkzeugbau Überstunden gefahren, während in anderen Bereichen hohe Arbeitszeitkonten abgebaut würden, sagt Geschäftsführer Dr. Hubert Schmidt: "Wir sind einsolide aufgestelltes Unternehmen - entsprechend gehen wir solche Situationen ohne Hektik an." Auch bei den Schaumburger Autohändlern ist die Wirtschaftskrise zu spüren. "Klar wird im nächsten Jahr der Umsatz zurückgehen", prophezeit Torsten Richter vom Bückeburger BMW-Autohaus Tiemann. "Weil viele Menschen nicht mehr so zahlungskräftig wie bisher sein werden." Unter seinen Kunden hört Richter Verunsicherung heraus: "Die Zukunft der Autohersteller ist Tagesthema in den Beratungsgesprächen." Frank Starnitzke vom Toyota-Autohaus in Bückeburg glaubt, dass vor Jahren eine "Geiz ist geil"-Mentalität Autohersteller wie Kunden erfasst hat - und jetzt abebbt: "Der Markt besinnt sich, das Umdenken beginnt." Seiner Meinung nach hätten die Hersteller ihre Produktion schon vor langer Zeit zurückfahren müssen. Auswirkungen der Finanzkrise befürchtet Starnitzke nicht allein für die Autoindustrie, sondern für alle Bereiche der Wirtschaft. Als "absolut richtig" empfindet André Meinzen von Mercedes in Stadthagen die Produktionsdrosselung. Über Jahre hinweg sei ein Überangebot produziert worden, das die Preise nach oben getrieben hätte. "Aber das Händlersterben wird weitergehen", verweist Meinzen vor allem auf die freien Autohändler. Reiner Hase von "mobile partners" sieht in der Lage der Autohersteller "keine Katastrophe": Der Auftragsbestand sei gut, trotz einer "leichten Zurückhaltung". Schon vor der Finanzkrise habe die Autoindustrie unter Belastungen wie hohen Benzinpreisen gelitten: "Es liegen keine Zeiten des Konsums vor uns - besonders nicht für hochwertige Wirtschaftsgüter wie Autos."




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