In der Einführung hatte Schulleiterin Christiane Marx die Neuntklässler schon vorgewarnt. "Ihr nehmt Schule als selbstverständlich hin. Damals musste Schule bezahlt werden und zwar nicht von den Eltern, sondern von den Schülern." Erstaunt vernahmen die Jugendlichen dann, was für ein Arbeitspensum die bulgarischen Grundschüler für die Sommerferien aufbekamen. Sie mussten - zumindest in den 50er Jahren - Kamille sammeln, 22 Bücher lesen und zusätzlich ein Pionierlager besuchen. Dort lebte die Autorin mit 600 weiteren Kindern auf engstem Raum ("diese Erfahrung fehlt euch sicher"). Um 6 Uhr morgenswurde geweckt, an den 25 Wasserhähnen herrschte großes Gedränge. "Manche Mädchen hatten sich vorher die Haare abgeschnitten, weil sie mit ihren Haaren morgens nicht fertig wurden", erinnert sich Zacharieva. Nach der Körperertüchtigung mussten die Kinder dann zum Rapport erscheinen. "Wir standen alle stramm, die Fahne mittendrin."
An ihren 20. Geburtstag kam die 1950 geborene Zacharieva dann nach Deutschland. "Weil ich kein Deutsch konnte, kam ich mir vor wie eine Maus, die vor einer Käseglocke stand", erzählt die Emigrantin. Um sich die Sprache möglichst schnell anzueignen, habe sie viel Radio gehört und Fernsehen geschaut. Seit 1975 schreibt Zacharieva auf deutsch, hat viele Preise gewonnen und arbeitet auch für den WDR oder den HR (Features, Hörspiele). Zuletzt erschienen bei Avlos "Die geliehenen Strapse" und bei Horlemann Verlag die Romane "Bärenfell" und "7 Kilo Zeit". Eingeladen wurde die Autorin übrigens von Johannes Kersting aus Bückeburg, der im Radio durch Beiträge für die Sendung "Diesseits von Eden" auf Zacharieva aufmerksam wurde. "Daraus hat sich dann ein reger E-Mail-Verkehr entwickelt."