Die Probanden sollten Zeiträume schätzen, in denen sie unterschiedlichen Reizen ausgesetzt waren. Wie lang war also die erste Phase, in der Nichtstun das Zeitempfinden beherrscht hat? Sitzen, warten, abwarten bis das „Stopp“ der Leiterin kommt. Dann aufschreiben, wie viel Zeit wohl gerade vergangen ist, in der alle nichts machen außer: geistig weggetreten oder konzentriert Löcher in die Luft gucken. „60 Sekunden“ stehen auf den Zetteln, 53, 58, 90, 240, 40, 30, 45. Tatsächlich hatte die Zeit der Langeweile: 47 Sekunden gedauert.
Die nächste Phase aber war spannungsgeladen: Eine Szene aus dem Actionfilm „Matrix“ wurde 32 Sekunden lang gezeigt; den meisten Teilnehmern allerdings kam diese Zeitspanne von nicht einmal einer halben Minute in der Rückschau länger vor. Viele Eindrücke, in kurzer Zeit = keine Langeweile; und im Nachhinein bleibt das Gefühl, es sei lang gewesen.
Wie schwer es offenbar ist, längere Zeiträume, in denen nichts passiert, hinterher exakt zu bestimmen, zeigt die 192 Sekunden lange Phase „Nichtstun“. Der Großteil der Teilnehmer hat sich völlig verschätzt, und zwar nach unten. Wenige Eindrücke in einer Zeitspanne = Langeweile; und im Nachhinein das Wissen, es ist nichts passiert und es war daher eher kürzer. Die geringsten Abweichungen gab es beim Schätzen eines sieben Sekunden langen Film-Clips. Offenbar ein Zeitraum, der sich fassen ließ und kaum Luft für Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit geboten hat. Sechsmal konnten die Probanden ihr subjektives Zeitempfinden unter Beweis stellen, immer im Wechsel zwischen Nichtstun und weiteren Actionfilm-Szenen. Nur zweimal lag ein- und derselbe Teilnehmer exakt richtig – weil er versucht hatte, im vermeintlichen Sekundentakt mitzuzählen. Alle anderen sind ausschließlich ihrem Empfinden gefolgt. Interessant: ein Mann, der einst im Akkord gearbeitet und für den ein gutes Gespür für Sekunden Geld bedeutet hat, bewies ein ungeheuer gutes Zeitgefühl und lag bei all seinen Aufzeichnungen dicht an der Wirklichkeit.