"Ju-Days" des LSV präsentieren sich trotz organisatorischer Turbulenzen als Riesen-Volksfest
"Wer zu Tante Ju geht, weiß, dass es knattert"
Bückeburg (bus).
Im Röcker Feld, wo für gewöhnlich das sanfte Rauschen der Segelflugzeuge den Ton angibt, haben am Wochenende satte Motorengeräusche die Ohren betört. Es mögen wohl an die 10 000 Paar gewesen sein, deren Besitzer sich dennoch keineswegs belästigt fühlten. "Wer zu Tante Ju geht, weiß, dass es ordentlich knattert", meinte Cheforganisator Klaus Kellermann, der das Großereignis "Ju-Days" gemeinsam mit dem Luftsportverein Bückeburg-Weinberg (LSV) und speziell dessen Jugendgruppe auf die Beine gestellt hatte. Das LSV-Areal präsentierte sich - trotz einiger organisatorischer Turbulenzen - von Freitag bis Sonntag als Mekka für Liebhaber historischer Fluggeräte.
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Dabei hatten die "Days" bis in die frühen Stunden des Donnerstagmorgens gewaltig auf der Kippe gestanden. "Die Wettervorhersage war dermaßen deprimierend, dass wir im Vorstand ernsthaft die Absage der gesamten Veranstaltung diskutiert haben", erläuterte Kellermann. Die Entscheidung "pro Days" sei erst morgens um 2.15 Uhr gefällt worden. Da passte der Auftakt am Freitag gut ins "Wetterbild": Die angekündigten Flugzeuge erreichten Bückeburg mit erheblicher Verspätung, Gewitterfronten verhinderten Starts und der namengebende Star der Show, die Junkers 52, ließ aufgrund von Unwettern über Süddeutschland mehrere Stunden aufsich warten.
Was - befördert von Unwuchten bei der Nachrichtenübermittlung - einen Ausfall des für Piloten und Veteranen geplanten offiziellen Stadt-Empfangs nach sich zog. "Das tut uns entsetzlich leid", sagte der Organisator am Sonnabend. Aber die Veteranen hätten, manche mit Tränen in den Augen, lieber auf das legendäre Flugzeug gewartet als zum Rathaus zu fahren. Zumal die Ju voraussichtlich zum letzten Mal der ehemaligen Residenzstadt einen Besuch abstatten würde. Als dann am Sonnabend mal die Versorgung mit Elektrizität, mal die mit Leitungswasser haperte, waren die Turbulenzen sozusagen komplett. Der Stromausfall verzögerte die mit Spannung erwartete Vorstellung eines Heinkel He-162-Nachbaus um eine Dreiviertelstunde - das Hangartor ließ sich mangels "Saft" nicht öffnen.
Jenseits aller Probleme, die allerdings zahlreichen Gästen unbemerkt blieben, besaßen die "Days" den Charakter eines durchaus gelungenen Riesen-Volksfestes. Der Ju-Jubel überwog abschlägige Äußerungen bei weitem. Besonders wenn die wellblechbeplankte Hauptdarstellerin (Spannweite knapp 30 Meter) ihre jeweils 725 PS wuchtigen Neun-Zylinder Sternmotoren ins Brummen brachte, kamen junge und alte Gäste gleichermaßen ins Schwärmen. Der Gesamterfolg konnte zudem daran festgemacht werden, dass der Passagierzuspruch Sonderstarts erforderlich machte.
Was auch auf die Antonow AN 2 zutraf. Hinsichtlich des größten Doppeldeckers der Welt gelang dem Kellermann-Team eine organisatorische Meisterleistung: Samstagabend setzte ein zweites, baugleiches Modell (Reisegeschwindigkeit 185 Stundenkilometer) über dem Röcker Feld zur Landung an.
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Kurz vor Sonnenuntergang kommt auf dem Fluggelände beinahe romantische Stimmung auf.