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Projekt "Papilio" im Kindergarten Rolfshagen / Ein Tag pro Woche ohne Spielzeug

Wenn das Spielzeug Ferien macht...

Julius Bizer (6, v.l.), Sarah Strömel (3), Julienne Wansner und Maja Aechter basteln einen Fernseher und schneiden sich "Popcorn" zurecht. Rolfshagen (la). "Mensch, lass das Spielzeug liegen, das macht doch Ferien", sagt die sechsjährige Maja Aechter zu einem Jungen, der mit einem Auto spielen will - und sofort wandert das Spielzeug wieder ins Regal. Es ist lauter als gewohnt im Kindergarten Rolfshagen. Kinder toben durch die Räume, spielen Verstecken, reihen sich zur "Eisenbahn" aneinander und bauen Tische und Stühle übereinander zu Burgen.

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Der Startschuss für das "Papilio-Projekt" ist gefallen. "Papilio" ist ein Programm für Kindergärten zur Primärprävention gegen die Entwicklung von Sucht- und Gewaltverhalten. In Kindergärten sollen das so genannte "prosoziale Verhalten" und die "sozial-emotionale Kompetenz" der Kinder gefördert werden - auf Deutsch: Die Mädchen und Jungen sollen lernen, freundlich und aktiv miteinander umzugehen. Außerdem soll einer möglichen späteren Entwicklung von Sucht- und Gewaltverhalten vorgebeugt werden. "Das Einstiegsalter für Nikotin und Alkohol liegt derzeit bei etwa zehn Jahren. Gewaltdelikte von Jugendlichen nehmen zu, und Verhaltensprobleme beginnen immer häufiger bereits im Kindergartenalter", erklärt Beate Handierk, Leiterin des Kindergartens Rolfshagen. Die Hälfte ihrer Mitarbeiterinnen haben bereits die Fortbildung für das Papilio-Projekt absolviert. "Der erste Schritt ist die Einführung eines spielzeugfreien Tages", erläutert Han dierk. Die Kinder sollen wissen: Auch das Spielzeug möchte einmal Ferien machen, spielen kann man auch so miteinander. In Gruppen wurde erarbeitet, welche Ideen die Kinder zum "Spielzeug-macht-Ferien-Tag" haben und wie sie sich beschäftigen können. "Das ist eine ungewohnte Situation für die Kinder, und daher haben wir die Ideen auf einer Wandzeitung gesammelt, um den Kindern etwas Halt geben zu können", erklärt die Erzieherin. Auch für sie und ihre Kolleginnen sei es nicht einfach: "Natürlich ist es etwas lauter und ungeordneter als sonst, aber unsere Regeln bleiben auch an diesem Tag bestehen. Außerdem müssen auch wir Erzieherinnen lernen, uns zurückzunehmen, uns aus dem Spielgeschehen herauszuhalten und auf Impulse der Kinder zu warten." "Es ist etwas langweilig ohne Spielzeug. Vor allem die Spiele fehlen mir, aber basteln macht auch Spaß", sagt die kleine Maja Aechter. Gemeinsam mit drei Freunden bastelt sie aus einem Karton einen Fernseher, und aus Eierpappen wird "Popcorn" geschnitten. "Ich finde das blöd", sagt der sechsjährige Jan Eggert. Im Obergeschoss haben Mädchen und Jungen Spaß am Verkleiden und Schminken gefunden und beschäftigen sich bestens miteinander. "Bastelmaterial oder Sachen zum Verkleiden und Schminken bekommen die Kinder natürlich. Allerdings nur auf Anfrage und wenn sie uns erklären, wozu sie es benutzen möchten", erklärt Beate Handierk. Jeder Freitag ist im Kindergarten Rolfshagen jetzt Ferientag für das Spielzeug, und nach den Osterferien kommen "Paula und die Kistenkobolde" in die Einrichtung. Mit ihrer Unterstützung sollen die Kinder den Umgang mit den eigenen und den Gefühlen anderer erlernen. Die dritte Phase des Projektes ist das "Meins-deins-unser-Spiel". Dabei lernen Kinder spielerisch den Umgang mit sozialen Regeln.

Spieglein, Spieglein an der Wand: Bunte Kleider und Lippenstift lassen auch die Jungen kreativ werden. Fotos: la



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