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Volksbank-Forum: IHK-Studie bringt erstaunliche Erkenntnisse / "Fünf Weise" optimistisch

"Wachsende Zuversicht" der Wirtschaft

Stadthagen (ssr/hb). Eine aktuelle Studie der IHK Hannover hat beim traditionellen Volksbank-Forum im voll besetzten Stadthäger "Ratskeller" für einige erstaunte Gesichter gesorgt. Im Vergleich mit 22 weiteren Mittelzentren der Region Hannover zählt Schaumburgs Kreisstadt demnach zur "Spitzengruppe der attraktivsten und stärksten Einzelhandelsstandorte", erläuterte IHK-Abteilungsleiter Christian Bebek vor rund 250Gästen der Volksbank Hameln-Stadthagen. Unter anderem lobte der Experte die "konzeptionell fundierte Politik zur Weiterentwicklung der Einzelhandelsstandorte" in Stadthagen. Applaus blieb bei diesem Punkt Mangelware - die Forum-Gäste reagierten überwiegend mit erstauntem Schweigen ( Seite 20 ).

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Tendenziell von "wachsender Zuversicht" gekennzeichnet ist die Stimmung in der Schaumburger Wirtschaft. Das jedenfalls war der Tenor, der vom "Neujahrs-Forum" ausgegangen ist. Erstmals wurde das Forum nicht von seinem mittlerweile im Ruhestand befindlichen Gründer Günther Bartels, sondern von dessen Vorstands-Nachfolger Heinz-Walter Wiedbrauck geleitet, der einen grundlegend positiven Blick vorauswarf. "Das Jahr 2006 wird besser." Mit dieser eindeutigen Aussage zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland brachte Wiedbrauck seine Einschätzung der aktuellen Lage auf den Punkt. Im Vergleich zum Vorjahr werde das Wirtschaftswachstum auf bis zu 1,7 Prozent steigen, berief sich der Vorstandssprecher auf führende Wirtschaftsforschungsinstitute. Zudem sei der Geschäftsklima-Index des Münchener Ifo-Instituts im Dezember auf 99,6 Punkte gestiegen. "Das ist der höchste Stand seit August 2000." Profitieren würde jedoch in erster Linie der Export. Demgegenüber bezeichnete der Volksbank-Chef den privaten Konsum in Deutschland als "Sorgenkind". Dies sei und bleibe "Ausdruck der hohen Arbeitslosigkeit und der Angst der Menschen vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes". Traditionell gaben die "Fünf Schaumburger Wirtschaftsweisen" ihre - fast durchweg vorsichtig optimistischen - Einschätzungen zur Lage der heimischen Wirtschaft ab. Von Moderator Dr. Uwe Graells auf seine Meinung zur Erhöhung der Mehrwertsteuer angesprochen, war Fritz Pape (Kreishandwerkerschaft) eindeutig: "Die ist nicht positiv, die erzeugt für uns eine schwere Situation." Zugleich äußerte Pape aber auch "ein gwisses Verständnis" für die Maßnahme, "wegen der staatlichen finanzpolitischen Zwänge". Die im Gegenzug gewährte steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen begrüßte Pape zwar, schränkte aber ein: "Das ist ein Brocken, der uns hingeworfen wurde, das kann höchstens der allererste Einstieg in sinnvolle Instrumente dieser Art sein." Reinhard Winter (IHK) schätzte, dass als Vorzieheffekt in 2006 ein "leichter Konsum-Boom" ausgelöst werde, etwa bei Produkten wie Möbeln, Autos oder Elektrogeräten. "Doch was passiert in 2007, wenn die Erhöhung greift?" stellte er in den Raum. Von einer "absolut kontraproduktiven Maßnahme für die Belebungsversuche der Binnenkonjunktur" sprach Michael Stemme (Job-Center) . Nicht als Allheilmittel, aber zumindest als ein geeignetes Instrument bezeichnete Stemme die Ideen für einen Kombilohn. Er könne besonders zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit dienen und gering qualifizierten Menschen neue Chancen eröffnen. Allerdings komme es für die arbeitsmarktpolitische Wirkung auf die konkrete Ausgestaltung, etwa die Fristen der Subventionen, an. Auch Winter stufte den Kombilohn als "gutes Instrument" ein. Noch mehr lobte er aber die eingeführten schnelleren Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen: "Das könnte wirklich neue Jobs schaffen." Einen "gewissen Charme" sah Pape im Kombilohn. Er sei "allemal besser als die riesigen ABM-Maßnahmen, die vielfach fruchtlos versickern". Immerhin hätten zwanzig Prozent der heimischen Handwerksbetriebe angegeben, im vergangenen Jahr Aufträge verloren zu haben durch Billigkonkurrenz aus dem Osten. Der Kombilohn dürfe aber nur eine befristete Zeit laufen und es müsse "sorgfältig Obacht gegeben werden auf die Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen". Auf ein "erschreckendes Faktum" ist Winter beim Thema Ausbildungsplätze Ende des Jahres gestoßen. Nicht weniger als ein Fünftel der Azubis im ersten Lehrjahr (also 65 junge Leute) im Schaumburger Land hätten in den ersten vier Monaten ihre Lehrzeit abgebrochen, habe sich herausgestellt. Die Ursachen dafür hätten nicht bei den Betrieben, sondern bei den Betroffenen selbst gelegen, sagte Winter. "Das ist schlimm", sprang Stemme bei. "Es spiegelt eine gewisse Grundhaltung in einem gewissen Personenkreis wieder", fügte er bedeutungsvoll hinzu. Das JobCenter habe Konzepte entwickelt, in direkterem Kontakt mit Schulen und Betrieben an dieser Problematik zu arbeiten. Einen erfreulichen Aspekt zum Thema Lehrstellen hatte Pape aufzubieten: Die Schaumburger Betriebe hätten im Bereich der Handwerkskammer Hannover in 2005 im Verhältnis die meisten Ausbildungsplätze bereitgestellt. Von Moderator Graells auf das Thema "Gammelfleisch" hingewiesen, sprach Friedrich Wilharm (Landvolk) von einer Chance für die heimische Landwirtschaft. Durch regional erzeugte, bearbeitete und vermarktete Ware, möglichst noch mit Qualitätssiegel, könnten heimische Betriebe Erfolge erzielen. Das gehe aber nur, "wenn die Kunden wieder mehr bereit sind, für Qualität auch entsprechende Preise zu zahlen". Ärgerlich sei auch, dass selbst einige heimische Fleischereien noch nicht genügend auf regional produzierte Qualitätsware setzten, so Wilharm: "Da besteht noch Entwicklungsbedarf." Ein "wichtiger Punkt für die zukunftige Sicherstellung landwirtschaftlicher Betriebe" könne zumindest in einigen Fällen die Biogas-Produktion darstellen, warf Wilharm einen Blick in die Zukkunft. Der Stadthäger Einzelhandel habe im vergangenen Jahr "eine grundsätzlich positive Entwicklung" genommen, bilanzierte Thomas Krömer (Stadtmarketing Stadt hagen) . In Teilen der Händlerschaft finde derzeit ein Generationswechsel statt. "Ich sehe das recht zuversichtlich", kommentierte Krömer das. Die Zahl der Leerstände, speziell in der Obernstraße, sei drastisch gesenkt worden. Allerdings bleibe das Augenmerk auf dieser Problematik: "Entwarnung kann noch nicht gegeben werden." Wünschenswert wäre die Installierung eines Parkleitsystems für die Kreisstadt, stellte Krömer in den Raum. Nach wie vor kritisch seien die uneinheitlichen Öffnungszeiten zu sehen. Dass die Entscheidung, auf dem Festplatz keinen Technikmarkt mit benachbartem Lebensmittel-Markt zuzulassen, richtig gewesen sei, davon sei der SMS auch nach einem Jahr Abstand noch immer überzeugt.

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Fritz Pape



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