Landkreis (ca).
Ein Jahr ist vergangen, seitdem Studenten vom Institut für Umweltplanung der Universität Hannover das Ergebnis eines Projektes zur Erhaltung heimischer Gehölze in Schaumburg vorgestellt haben. Die Studentinnen Michaela Hartje und Sonja Runkel haben das Projekt unter Leitung von Professor Rüdiger Prasse fortgeführt und beeindruckten die Vertreter von der Unteren Naturschutzbehörde, vom Kreisforstamt und des Naturschutzes mit ihrer Arbeit.
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Die jungen Frauen entwickelten am Beispiel Schaumburg ein Konzept zur Beerntung von heimischen Gehölzen und zur Vermarktung des gewonnenen Saatgutes. Anhand von Untersuchungen anlässlich der Flurbereinigungsverfahren in Lüdersfeld und Sachsenhagen hatten ihre Vorgänger festgestellt, dass die heimischen Gehölzbestände seit 1886 um 46 Prozent zurückgegangen sind. Neuanpflanzungen werden seit 1950 zudem mit fremden Sträuchern und Bäumen vorgenommen. Das Saatgut dieser Gehölze wurde beispielsweise aus ost- und südeuropäischen Ländern importiert. Diese Gehölze sind deshalb nicht standortgerecht. Sie sind nicht an die in Schaumburg herrschenden Bedingungen angepasst. Eine damit einhergehende verzögerte oder verspätete Blütezeit habe negative Einflüsse auf die Insektenwelt, erklärte Runkel. Zudem käme es zur Verdrängung heimischer Arten.
Die Studentinnen stellten für die Beerntung heimischer Gehölze ein Zertifizierungsverfahren auf. Der vorgeschlagene Ablauf von der Ausweisung geeigneter Herkunftsgebiete über Beerntung, An- und Aufzucht des Saatgutes sowie den Verkauf sollen eine hohe Qualität gewährleisten. Qualität trage wiederum zur Vermarktungsfähigkeit der Gehölze bei. Dafür sei die Entwicklung eines Baumschulkatasters förderlich. Es zeige den Kunden, welche Baumschulen gebietseigene Gehölze herstellen.
Im Oktober ernteten die Studentinnen an den von den Vorgängern ausgewiesenen Hecken rund um Sachsenhagen und Lüdersfeld die Früchte verschiedener Sträucher. Das Saatgut wurde zur Anzucht zum "Gärtnerhof Badenstedt" nach Zeven gebracht. Im Herbst 2008 solle die Anpflanzung der Sämlinge erfolgen. Weil es bislang keine vergleichbaren Vorhaben im Landkreis Schaumburg gebe, habe die Ausbringung gebietseigener Gehölze Pilotcharakter, unterstrichen die Studentinnen.
"Ich bin beeindruckt von dem Projekt", sagte Kreisforstamtsmitarbeiter Lothar Seidel. Das Forstamt könne aufgrund des Knowhows seiner Mitarbeiter das Projekt unterstützen. "Wir haben die Kapazität, die Beerntung in eigener Regie zu machen." Jochen Beug von der Unteren Naturschutzbehörde meinte, dass nun das Land weitere Schritte einleiten müsse, um für die Vernetzung der Unteren Behörden zu sorgen. An den Landtagsabgeordneten Joachim Runkel gewandt bat er, das Projekt auf Landesebene anzuschieben. Runkel, der die Präsentation seiner Tochter Sonja aufmerksam verfolgt hatte, meinte, dass er bislang kein Bewusstsein für das Problem gehabt habe. Als Mitglied im Umweltausschuss wolle erdas Projekt begleiten und unter seinen Kollegen bekannt machen. "Ich kann mir vorstellen, in Zukunft verstärkt in diese Richtung zu gehen."