Denn der Aufwand ist nicht unerheblich. Zwar kalkuliert die ehrenamtliche "Wetterfröschin" nur etwa eine Viertelstunde täglich für ihre Hobby-Meteorologie ein - das aber an 365 Tagen im Jahr und schon am ganz frühen Morgen. Im Winter muss die 51-Jährige um Punkt 6.50 Uhr aus den Federn, um den Messzylinder zu leeren. Jeden Tag, auch nach Geburtstagsfeiern, bei Schneesturm oder mit einer dicken Erkältung. "Gerade am Wochenende taumelt man schon mal schlaftrunken aus dem Bett", erzählt sie. Aber die Brands sind ohnehin Frühaufsteher: Auf ihrem Hof in Volksen hält die Familie Schottische Hochland-Rinder, vielen Rintelner vom Öko-Markt gut bekannt. "Und die wollen schließlich auch gefüttert werden."
Deswegen bieten sich landwirtschaftliche Betriebe auch als zuverlässige Messstationen für den Deutschen Wetterdienst an. "Etliche unserer rund 2400 ehrenamtlich betriebenen Stationen befinden sich auf Höfen", bestätigt Uwe Kirsch als DWD-Pressesprecher. Rund 800 Euro Aufwandsentschädigung zahlen die Meteorologen für die täglichen Aufgaben, zu denen außerder morgendlichen Niederschlagskontrolle auch die Wetter- und Bodenbeobachtung über den ganzen Tag gehören. Schnee, Regen, Hagel, Nebel, Gewitter - das alles kann die automatische Messplatte nicht erkennen.
Manchmal macht Gudrun Brand richtig interessante Erfahrungen. Gerade erst vorgestern zum Beispiel, als es nachmittags in der Kernstadt minutenlang aufs Heftigste hagelte, gab es in Volksen gar keinen Niederschlag. "Als ich später zum Einkaufen in Rinteln war, habe ich mich über die Hagelreste am Straßenrand gewundert", erzählt sie.
Diese Unterschiede im Kleinklima stören den Wetterdienst nicht. "Das Wetter in Volksen ist immer noch repräsentativ für die gesamte nähere Umgebung", erläutert Joachim Birk vom DWD Hamburg. Genauso wie zuvor das Wetter in Steinbergen: Im Garten von Ludwig Schröder stand lange Jahre die DWD-Station. Aber mit der Automatisierungmusste Rintelns Wetter von Steinbergen nach Volksen umziehen: Für die Messplatten gelten neue Abstandsregeln, die in Schröders Garten nicht mehr erfüllt werden konnten.
Und darf man als ehrenamtlicher Wetterfroschüberhaupt Urlaub machen? "Aber natürlich!", sagt Gudrun Brand, "man muss halt nur für eine Vertretung sorgen." Die hat sie sich für ihren zweiwöchigen Frühjahrsurlaub aber schon gesichert: 14 Tage lang muss der Sohn der Familie ran, der als Student dann Semesterferien hat. Und der darf sogar bis 7.50 Uhr liegen bleiben: Denn bis dahin gilt schon die Sommerzeit...