Beschwerdebrief der 3. Kompanie / Kritik an fehlender Informationspolitik
Traditionsbruch? Am "Fürstenrott" scheiden sich die Bataillonsgeister
Bückeburg (wer).
Eine Woche vor Beginn des Bürgerschießens will den Streit niemand öffentlich vom Zaun brechen. Unter der Decke aber rumort es in einigen Altstadt-Rotts. Von Traditionsbruch ist die Rede, elitären Sonderrechten, von denen man erst aus der Zeitung erfahren habe. Das neue "Fürstenrott" ist furios gestartet - aber in den alten Stammlokalen des Bürgerbataillons hält sich der Applaus in Grenzen.
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Die Spitzen der 3. Kompanie und des traditionsreichen "Drakenpohlrotts" haben ihremÄrger in einem Schreiben an Stadtmajor, Kompaniechefs, Fürst und Bürgermeister Luft gemacht. Die einzige offizielle Protestnote zwar, aber hinter vorgehaltener Hand wird zumindest ein Teil der Kritik von anderen Altstadt-Rotts geteilt.
Was den Nerv der Traditionsbewussten getroffen hat, ist die Aufhebung der Quartierseinteilung, die enge Bindung der Rotts an Stadtteile und Straßenzüge, die für das "Fürstenrott" am bisher konsequentesten aufgehoben wurde (wir berichteten). Hier hat sich ein gänzlich anderes Netzwerk formiert, von Spöttern längst als "VfL-Rott" identifiziert. Viele betrachten das Nachbarschaftsprinzip als Wesenskern des Bataillons, der jetzt wie selbstverständlich über Bord geworfen werde.
Ein Prinzip allerdings, das zum Problem wird: Mit dem Ende des Prinzenrotts liegt das Quartier an der Petzer Straße brach. Auch andere Rotts leiden unter Mitgliederschwund. Die Neugründung, so fürchtet ein Rottführer der 2. Kompanie, würde die Probleme der bestehenden Einheiten aber noch verschärfen.
Das Drakenpohlrott stößt sich überdies am Detail der Namensgebung. Traditionellerweise versteht man sich selbst als fürstliches Rott und zählt den Fürsten zu den eigenen Mitgliedern. Eine Abstimmung über die Namensfrage habe es nicht gegeben.
Überhaupt fühle man sich von der Neugründung schlicht "überfahren", ist aus der 3. Kompanie zu hören: "Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden." Bis auf einige Telefonanrufe bei Rottführern unmittelbar vor der Zeitungsveröffentlichung habe es keine Informationspolitik des Vorstandes gegeben. Dabei hätte sich am 12. Juli auf der Rottleiter-Versammlung in der Gaststätte Fenkner durchaus die Gelegenheit geboten. Zur Sprache kam das Thema jedoch nicht.
Stadtmajor Rolf Netzer hat der 3. Kompanie inzwischen geantwortet und die Kritik nach eigenem Bekunden "Punkt für Punkt" widerlegt. Die neuen Mitglieder, zumal aus jüngeren Jahrgängen, seien hochwillkommen, der komplette Vorstand stehe "nach langer Diskussion" hinter dem Rott, sagt Netzer gegenüber unserer Zeitung. Von den Kompanieführern und Rottleitern erwarte er auch in dieser Frage "Loyalität" gegenüber dem Vorstand.
"Stillstand ist Rückschritt", entgegnet Netzer den Kritikern. Über 30 neue Mitglieder habe das Bataillon zu verzeichnen. Nicht früher informiert habe man aus Unsicherheit über den Erfolg: "Wir wussten doch vor der Gründungsversammlung nicht, wie viele überhaupt kommen." Dass dann sofort ein Zeitungsbericht erschien, sei so nicht geplant gewesen. "Wir wollten nicht auf diese Weise informieren."