Weiter heißt es: "Ich musste damals häufig husten und Mutter erstand in der Apotheke einen herrlich süßen Hustensaft der Marke Tussipect und der wanderte dann mit in den Papps. Bei vier Personen war das Fläschchen schnell leer und Mutter ging immer öfter in die Apotheke, mit mir im Schlepp und ich habedann kräftig gehustet."
Bis der Apotheker dann endlich eines Tages sagte: "Wenn Ihre Tochter so hustet, sollten Sie mal mit ihr zum Arzt gehen."
Später habe ihre Mutter dann gesagt, sie hätte sich ohrfeigen können, als sie verraten hatte, dass der Saft in erster Linie zum Süßen bestimmt war: "Dann gab es keinen Hustensaft mehr - er war einfach alle, auch in der Apotheke." Einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der schmalen Kost auf Lebensmittelkarten bot die Schrebergartenparzelle auf dem Steinanger: "Wir ernteten eigene Radieschen, Tomaten und Salat - Schätze, die von meinem Vater häufig sogar nachts bewacht wurden."
Ihre leicht spöttische, aber nicht ganz ohne Ernst vorgetragene Anmerkung: "Wäre das nicht eine Lösung des heutigen Problems mit dem Steinanger?"
Auch 60 Jahre nach dem Hungerwinter möchte eine heute in Eisbergen lebende Leserin ihren Namen nicht nennen, deren 16-jährige ältere Schwester damals von einem Kohlenhändler aufgefordert worden war, für die Familie einen Bollerwagen mit Briketts abzuholen, die im Hungerwinter 1947 nur sehr schwer außerhalb der schmalen Zuteilungzu bekommen waren: "Der hat ihr dann ganz unverblümt das Angebot gemacht, ihm zu Willen zu sein gegen die Überlassung der Briketts. Sie ist dann heulend nach Hause gekommen und meine Mutter bat sie, dies nicht dem Vater zu erzählen. Sie hatte wohl Angst, dass der diesen Mann dann mit den eigenenHänden bestraft hätte."
Auch wenn dieser sicher eine Tracht Prügel verdient gehabt hätte - unter den wilden Zuständen jener Zeit hätte das vermutlich böse Folgen gehabt.