Todenmann (who). Dieses Fundstück könnte ohne viel Fantasie beim ersten Blick auf einen Feuerwerkskörper, eine kleine Bombe oder eine Sprengfalle schließen lassen. Nicht zuletzt des Fadens wegen, der wie eine Zündschnur aus der runden Blechdose heraus hängt.
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Nichts davon trifft zu, die Apparatur diente einzig und allein leisen friedlichen Zwecken, erklärt ihr Besitzer, Rolf Rinne aus Todenmann.
Der pensionierte Friseurmeister aus Todenmann bewahrt das eigenartige Gerät als Erinnerung an seinen erlernten Beruf auf und stellt es als Kordelmaschine vor. Und nur noch seine älteren Figaro-Kollegen dürften heute noch wissen, wozu das Maschinchen einst gebraucht wurde. Für die Herstellung von Haarteilen beziehungsweise Zöpfen für die Herstellung von Perücken in Handarbeit.
„Gehörte zur Gehilfenprüfung“
„Das gehörte früher in unserem Beruf zur Ausbildung und zur Gehilfenprüfung“, berichtet Rinne. Dazu legt er ein altes Fachbuch vor, das den Einsatz der Kordelmaschine beschreibt. Vereinfacht könnte man sie als eine Art Strickliesel beschreiben, mit der Schulmädchen früher die Anfänge der Strickkunst erlernten und aus Wolle gewirkte Schnüre herstellten.
Foto: DIALOG
Das Gerät war dazu da, mittels des gespannten Fadens aus der Dose, der Kordel, nach einem speziellen System aufgereihte Haarsträhnen zu einem Zopf zu verzwirbeln. Die genauen Einzelheiten erfordern die höheren Weihen des Wachmannes, deshalb verzichten wir auf weitere Erklärungsversuche. Haarteile oder Perücken mögen heute noch über das Friseurhandwerk zu beziehen sein, die Herstellung überlässt der Meister jedoch spezialisierten Fachfirmen. Und die dürften vermutlich in Fernost zu finden sein, wo gerechte Bezahlung sowie Mindestlohn Fremdwörter sind und weil aufwendige Handwerkskunst hierzulande nicht mehr automatisch goldenen Boden hat...