Wie sauber die Luftüber Rinteln ist, erfahren Bürger jetzt erst für das Jahr 2004
Station liefert stündlich Daten - doch
ausgewertet wird nur einmal im Jahr
Rinteln (la).
Wie sauber ist die Luftüber Rinteln, das ist die Frage, die fast jeden Bürger seit der Diskussion um die Müllverbrennung in Veltheim bewegt. Es gibt sogar eine Station in Rinteln die genau das misst - nämlich Schadstoffwerte in der Luft. Jedem ist der grüne Container an der Burgfeldsweide hinter dem Berufsschulzentrum schon einmal aufgefallen, der die Umgehungsstraße entlang gefahren ist oder am Berufsschulzentrum zu tun hatte. Die meisten Bürger, die man fragt, tippen auf "Wetterstation", ein Anruf beim Landkreis ergab - "steht auf unserem Gelände, aber Einzelheiten wissen wir auch nicht".
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Ergebnis mehrerer Telefongespräche: Der grüne Container, vollgestopft mit Hightech, arbeitet für das Lufthygienische Überwachungssystem Niedersachsen (LÜN) . 27 Stationen gibt es in Niedersachsen insgesamt.
Die Messstation an der Burgfeldsweide soll das ganze Weserbergland abdecken. In dem Messcontainer werden stündlich zwölf verschiedene Komponenten gemessen, die zusammen den Luftqualitätsindex (LQI) ergeben: Die Luftschadstoffe Stickstoffdioxid (NO2), Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid (CO), Ozon (O3) sowie die Schwebstaubfraktion PM10.
Der LQI berücksichtigt insbesondere die gesundheitliche Relevanz der einzelnen Luftschadstoffe. Die Konzentrationen der Schadstoffe werden täglich jeweils in eine von sechs Indexklassen eingruppiert, die an das Schulnotensystem angelehnt sind.
Dazu werden der Luftdruck, die Temperatur, die relative Feuchte, die Regendauer in Minuten, die Windrichtung und -geschwindigkeit sowie die Globalstrahlung abgelesen.
DieÜberwachung der Anlage obliegt der Gewerbeaufsicht Hildesheim. "Die Messstation in Rinteln zeigt uns Belastungswerte für die Bevölkerung, die für das Gebiet Weserbergland repräsentativ sind", erläutert Michael Köster von der staatlichen Gewerbeaufsicht Hildesheim.
Nun wäre es naheliegend, täglich oder zumindest wöchentlich zu prüfen, ob durch die Müllverbrennung im Kraftwerk Veltheim ein höherer Feinstaubwert in Rinteln gemessen wird. Doch die Antwort von Michael Köster überrascht: Zwar werden sogar stündlich (!) Daten übermittelt und im Internet aktualisiert, aber die Auswertung wird nur einmal pro Jahr vorgenommen.
"Die Tage an denen die EU-Werteüberschritten wurden, kann man erst am Ende des Jahres feststellen", erläutert Köster, da sich die Ermittlung der Daten auf das ganze Kalenderjahr beziehe, kompliziert sei und man zunächst Richtwerte ermitteln müsse. "2004 hat man keine Überschreitungen festgestellt", beruhigt Köster, denn diese Daten seien nun ausgewertet. Die Frage, ob den Rintelner Bürgern damit gedient ist, dass sie mehr als ein Jahr später erfahren, dass die Richtwerte, zum Beispiel bei Feinstaub, einen Monat lang bedenklich erhöht waren, vermochte Köster so spontan auch nicht zu beantworten.
Wer es wirklich wissen will, muss wohl selber täglich einen Blick ins Internet werfen und die Werte ausdrucken - eine drastische Erhöhung dürfte wohl auch jedem Laien auffallen.
Der aktuelle Feinstaubwert lag gesternübrigens bei 36 (g/m3) - Note ausreichend (4) bei der Klassengrenze für den Luftqualitätsindex.