Anna-Lena lehnt mit (kunst-)
blutüberströmtem Gesicht an dem kleinen Mäuerchen. "Da ist noch eine drin", ruft sie jammernd dem kleinen Trupp zu, der bergauf durch den Wald hastet. Mit "Drin" meint das Mädchen die gerade einmal 1,30 Meter hohe Wetterrösche, in die die Retter nur tief gebückt eindringen können. Nur mit viel Mühe bringen sie einen kräftigen jungen Mann ans Tageslicht, der bei jeder Bewegung simuliert aufschreit. Dank der Schauspielkunst der Statisten vergessen die Einsatzkräfte offenbar für einen Moment, dass alles doch nur eine Übung ist. Bewegungen und Befehle werden immer hektischer, Vakuummatratzen angefordert und überlegt, wie mit einem Fahrzeug der Abtransport erfolgen könnte. Im Stollen erschweren Nässe und Dunkelheit sowie die persönlichen Vorkehrungen zur eigenen Sicherheit die Arbeit der Retter.
Unterdessen achteten die Mitglieder der Lauenauer Arbeitsgruppe Bergbau darauf, dass nicht mehr als die behördlich zugelassene Anzahl von Personen sich im Stollen aufhielt. 39 "Verletzte" und fünf erbärmlich zugerichtete Puppen sollten gerettet werden. "Uns geht es hier nicht um Zeit oder Schnelligkeit", erklärte die Hamelner Zugführerin und Leiterin des Einsatzes, Birgitt Kälberloh, "wir wollen die Zusammenarbeit proben und Erfahrungen bei einem großen Schadensereignis sammeln". "Wir wollen schließlich unseren ehrenamtlichen Helfern auch Interessantes bieten." Mindestens einmal im Jahr wird ein solcher ganztägiger Einsatz geprobt.