Die Welt zu Hause in Schaumburg: Serie zur Fußball-WM / Offizieller Übersetzer wohnt in Stadthagen
Quiala weiß, worüber die Angolaner so reden
Stadthagen.
Es ist 8.30 Uhr, und Paulo Lajo Quiala macht einen noch nicht ganz ausgeschlafenen Eindruck. Der gebürtige Angolaner ist erst in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen. Und das nicht nur einmal seit Beginn der WM. Paulo Lajo Quiala ist täglich hautnah dabei. Er begleitet die Nationalmannschaft aus seinem Heimatland im Südwesten Afrikas und sorgt für die Verständigung. Er ist Übersetzer.
Autor:
Claudia Schalla
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Bekommen hat er den ehrenamtlichen Jobüber Verwandte, die Kontakt zur Nationalmannschaft haben. Quiala begleitet die Mannschaft den ganzen Tag, geht mit ihnen spazieren, isst zu Mittag, erzählt etwas über die anderen Fußballmannschaften, begleitet sie ins Quartier nach Celle, sorgt eben dafür, dass sich die portugiesisch sprechenden Angolaner zurecht finden. Dies alles erzählt der in Stadthagen wohnende Quiala ziemlich unbeeindruckt.
Die Müdigkeit verschwindet, und ein Lächeln macht sich in seinem Gesicht breit, als er berichtet, nun jeden Spieler der Nationalmannschaft persönlich zu kennen. Ja, er sei sehr stolz auf diese Mannschaft. "Nur drei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs haben sich die Spieler zur WM qualifiziert." Dies sei herausragend, unfassbar. Ob Angola es nun ins Achtelfinale schafft oder nicht, Quiala freut sich für sein Heimatland. Im Vergleich mit europäischen Ländern, in denen der Fußball jahrzehntelang etabliert ist, habe Angola doch eine Glanzleistung vollbracht. Und so denkt nicht nur Quiala. Der vielleicht größte Außenseiter unter den 32 WM-Teilnehmern ist den Fans sympathisch. Denn die Mannschaft aus Angola hat das größte Spiel in seiner Fußballhistorie gegen Portugal mit 0:1 und Würde überstanden.
Es war ein Spiel "gegen einen Bruder", sagt Quiala. Angola, einst portugiesische Kolonie, verbinde viel mit Portugal. Und so sei das Treffen der beiden Mannschaften in Köln sehr freundschaftlich gewesen, erzählt Quiala. Der vierfache Vater schaut auf die Uhr. Langsam müsse er in Richtung Hannover aufbrechen, sagt er. Angola trifft dort um 21 Uhr auf Mexiko. Wer gewinnen wird? Das Problem im Sport sei, dass es manchmal gut und manchmal schlecht laufe, so Quiala.Klar, drücke er seiner Mannschaft fest die Daumen. Sollte es für die Angolaner nicht reichen, dann habe er einen weiteren triftigen Grund, die WM zu verfolgen: "Dann bin ich für Deutschland."
An diesem Wochenende endete Quialas Job alsÜbersetzer. Ein anderer in Deutschland wohnhafter Landsmann hat die Arbeit übernommen. Obwohl seine Zeit bei der Mannschaft auch sehr anstrengend war, werde er den "WM-Rummel", die tanzenden und feiernden Menschen, gut in Erinnerung behalten. Jetzt ist es aber Zeit aufzubrechen. In Angola-Fanartikel gekleidet, schließt Quiala die Haustür, an der selbstverständlich die Fahne Angolas hängt.