Bückeburger Sportarzt bei Europameisterschaften der behinderten Sportschützen
Paralympisches Komitee beruft
Andreas Schulz als Klassifizierer
Bückeburg/Suhl (bus).
Der Bückeburger Mediziner Dr. Andreas Schulz, langjährige Landessportarzt des Niedersächsischen Sportschützenbundes, hat bei den offenen Europameisterschaften der behinderten Sportschützen in Suhl eine sehr wichtige Rolle gespielt. Anschließend an einen Einsatz bei der Deutschen Meisterschaft 2006in München erhielt Schulz vom Sport-Exekutiv-Komitee des Internationalen Paralympischen Komitees eine Berufung als "International Classifier" - Aufgabe der in einem überstaatlichen Team aus Sportärzten und Physiotherapeuten nationenübergreifend für alle Mannschaften agierenden Klassifizierer ist es, den aktuellen Gesundheitszustand der Sportler festzustellen und gegebenenfalls Neueinstufungen vorzunehmen.
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In der thüringischen Stadt war bei einem Rekordmeldeergebnis von 450 Teilnehmern aus 45 Nationen neben der deutschen Nationalmannschaft die gesamte Weltspitze vertreten. Das Spektrum reichte von A wie Argentinien über J wie Japan und K wie Korea bis V wie Venezuela. Die Meisterschaften stellten das letzteinternationale Großereignis dieser Disziplin vor den Paralympischen Spielen in Peking 2008 dar.
"Die Klassifizierung ist eine sehr fordernde Aufgabe", gibt der Mediziner im Gespräch mit unserer Zeitung zu verstehen, da vom sportmedizinischen Aspekt her häufig auf ganz andere Problemfelder als im Nichtbehindertensport eingegangen werden müsse. Die Klassifizierer legen im Anschluss an eingehende Untersuchungen und Trainingsbeobachtungen die etwaige Erlaubnis zur Benutzung bestimmter Hilfsmittel wie beispielsweise erhöhter Lehnen für Schießsportrollstühle in den Wettkampfgruppen Gewehr und Pistole oder Auflagen für Gewehre bei mehrfach behinderten Sportlern fest.
Als oberste Instanz sind sie darüber hinaus im Zusammenhang mit der Benutzung unerlaubter Hilfsmittel für teilweise oder komplette Ausschlüsse vom Wettkampf zuständig. Die Experten verrichten ihre Arbeit in enger Kooperation mit Kampfrichtern und Kontrolleuren der Internationalen Anti-Doping-Kommission.
Schulz: "Grundlegende Voraussetzungen für die Berufung sind spezialisierte sportmedizinische Kenntnisse und die perfekte Beherrschung der englischen medizinischen Fachbegriffe." Was für ihn dank seiner Ausbildung und praktischen Tätigkeit in Großbritannien kein Problem darstelle.
Schwieriger sei es mitunter, den Betroffenen das Ergebnis einer Klassifizierung zu vermitteln, wenn diese nicht mit der Einschätzung des Sportlers oder dessen Trainers übereinstimmt. "Natürlich unterstützen die Klassifizierer auch die medizinischen und paramedizinischen Einsatzkräfte vor Ort bei der Behandlung von Notfällen unter den Sportlern, deren Delegationsmitgliedern und den Zuschauern", erläutert der Bückeburger.
Trotz aller Verantwortlichkeiten sei im Thüringischen der zwischenmenschliche internationale Austausch auf privater Ebene außerhalb der Wettkämpfe nicht zu kurz gekommen - als etwa ausländische Gäste eine Erklärung des "Suhler Waffenöls", einer lokal sehr beliebten alkoholflüssigen Kräuterspezialität, nachfragten.