„Natürlich herrschte in den 60er Jahren, wie auch oft zitiert, ein gewisses Konkurrenzdenken zwischen den Rattles und uns. Viel wurde aber auch überspitzt dargestellt – heute sind wir eine große Familie, genießen das unbeschwerte Tourleben ohne jeglichen Druck“, erklärte uns „Leo“ Lietz von den Lords beim Soundcheck. Das galt an diesem Abend auch für die Fans, die beide Bands mehr oder weniger abfeierten.
„Hotter Than Hell“ heißt das aktuelle Album der Rattles, auf dem ausschließlich Coverversionen zu hören sind. Eingespielt wurden Titel von Künstlern und Bands, mit denen „die deutschen Beatles“ zusammen aufgetreten sind und die sie nachhaltig beeindruckt haben. An „Delilah“ von Tom Jones musste man sich zunächst gewöhnen – bei Tony Sheridans Hit „My Bonnie“ fiel es dem überwiegend 60-plus-Publikum schon etwas leichter, aus den Hufen zu kommen. Im Rahmen eines Medleys erklangen „After Tea“, „Cauliflower“ und „(Stoppin) In Las Vegas“ sowie mit „Hello“ die erste Platte des Quartetts. „The Witch“ avancierte zum Höhepunkt der Show – Manne Kraskis Bad in der Menge wurde dabei mit viel Beifall unterstützt. „Come On And Sing“ – und das taten dann auch alle – hieß es zum Abschluss ihrer 70-minütigen Show.
Die Messlatte lag hoch – doch nicht hoch genug für „Deutschlands Beatband Nr. 1“: The Lords. Ein kurzer Anlauf mit dem Opener „If You Ain’t Got Love“, und schon wenige Minuten danach erhoben sich bei „Shakin‘ All Over“ die Konzertbesucher das erste Mal von ihren Sitzen. „Euer Lordschaft“ braucht eben keine Aufwärmphase – das ist Rock ’n‘ Roll par excellence – und der zündet immer noch wie in alten Tagen.
Obwohl sich in den musikalischen Schatztruhen der Lords Rock-Evergreens wie „Greensleaves“, „Gloryland“ oder „Poor Boy“ befinden, ruht man sich nicht auf den Erfolgen früherer Jahre aus, sondern präsentierte mit „Now More Than Ever!“ im letzten Jahr ein Album mit brandneuen Songs. Das vokale Veredeln der Rockperlen übernahm diesmal ausschließlich Bassist Bernd Zamulo mit seiner markanten Rockröhre, von der sich die Fans insbesondere bei der Ballade „Everytime I Fall“ live überzeugen konnten. Ansonsten ließen die Jungs einen Teil ihrer bis dato 57-jährigen Karriere Revue passieren – gespickt mit neuem Material und Edel-Klassikern. Mit einem Rock-Medley ging es in die bejubelte Verlängerung – zum Schluss mit „What Are We Waiting For“ noch ein Song aus dem aktuellen Album. „It’s Only Rock ’n‘ Roll, But We Like It“, Jungs.