Es hat etwas Magisches, wenn Ulrike Dangendorf in die Tasten ihres Akkordeons greift. Die Raumgeräusche- das im Kamin knisternde Feuer - all das wird unter ihren Tönen langsam zu einer Einheit. Als dann der "Regentanz" erklingt, ziehen draußen tatsächlich schwere Wolken auf. Spätestens jetzt erleben die Zuhörer das Konzert mit angehaltenem Atem, keiner will die konzentrierte Spannung stören.
Beim Zigeunern durch Wälder, Städte und Kulturen wird Dangendorf zur Reiseleiterin, gibt Erläuterungen, liest kleine Gedichte vor. Wirklich fassen lässt sich ihr Spiel mit Sprache aber nicht - die internationale Preisträgerin erschafft eine Welt aus Tönen. Mit ihrem vom Trödler gekauften Akkordeon macht sie das Unsichtbare hörbar, gibt Geistern eine Stimme. "Wenn die Gräser Gesichter bekommen, kann es ganz schön gruselig werden," raunt die Hamelnerin.
Lange Zeit hat sie in einem alten Haus am Ith gewohnt, in der "Ith-Suite" lässt sie die gespenstische Gebirgslandschaft mit spinnwebzarten Tönen Gestalt annehmen. Meist aber weilt die Folkmusikerin in der Fremde: Frankreich, Russland, die Türkei - überall hat sie Volkslieder gesammelt, Geschichten erlebt. Geschickt mischt die gelernte Pianistin fremde Stile und Rhythmen, stimmt mal eine Tantarella, dann wieder einen Chanson an. Nach großem Beifall schließt sich im Jägersaal der Kreis mit einem "Tango für Mieke," den sie ihrer lebhaften Tochter gewidmet hat.