Und das hat der folgsame Sohn auch gemacht, wie auf dem Remix deutlich zu hören ist. Maas und sein kongenialer Partner Martin Buttrich erhielten die Tonspuren, auf denen Grönemeyer den englischen Part sang, nahmen den Ruhrpott-Sänger fast ganz zurück und rückten den Hintergrundchor deutlich nach vorn. "Es klingt funktional und wird in den Clubs, wie von er Plattenfirma gewünscht, schon für Bewegung sorgen", ist sich Maas sicher. Sein Fazit: "Martin und ich haben die Marke Timo Maas mit diesem Remix vernünftig vertreten." Soll heißen: Verkauft hat er sich mit dem Remix nicht, der Vorwurf des kommerziellen Ausverkaufs wäre Maas nicht einmal eine Antwort wert.
Maas, der 1995 seine ersten eigenen Tracks produzierte und damit die Karriere zu einem der bekanntesten und gefragtesten internationalen Remixern und Produzenten startete, konnte den ganz großen Erfolg mit den ersten eigenen Alben "Loud" und "Pictures" feiern. Die Singles "To Get Down", "Help Me" (mit Kelis)., und "First Day" (mit Brian Molko) erreichten Top-Platzierungen in den Charts, in Deutschland sowie im Ausland. Zwar konnte "Pictures" den riesigen kommerziellen Erfolg von "Loud"
nicht wiederholen, aber für ein paar Hits reichte es dennoch. Und produktionstechnisch setzte das Werk Maßstäbe: Die Wucht und Brillanz fegte andere Produzenten mit ihren Werken von der Handfläche bis hintern Horizont. Kernstück des Albums waren drei Stücke mit Placebo-Sänger Brian Molko, mit dem Maas nicht nur ein persönlich-freundschaftliches Verhältnis pflegt, sondern auch ein berufliches, das in die nächste Runde geht: Nachdem Maas schon "Special K" zu einem heftig nach vorn treibenden Tanzbodenmonster remixt hatte, folgte jetzt der nächste Track: Space Monkeys" aus dem neuen Placebo-Album. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja auf der Single noch Platz für den Remix von "Twenty Years", den Maas vor Jahren bearbeitete, der aber nie das Licht der CD-Welt erblickte.
Wie auch immer: Der Space-Monkeys-Remix gehöre zum Allerbesten, was er mit seinem Partner Buttrich jemals bearbeitet habe, meint Maas. Und das will was heißen bei einem Team, das immerhin Madonna ("Don`t tell me") oder Moby "(We are all made of stars") den musikalischen Feinschliff verpassen durfte.
Zur Zeit arbeiten Maas und Buttrich an neuen einigen Songs. Ob die allerdings im nächsten Jahr ein neues Album ergeben werden, ist noch völlig unklar. Buttrich wird demnächst ein paar Monate nach New York fahren, um dort nach dem passenden Produzentenklang zu suchen (Maas: "Nicht deutsch, nicht englisch, sondern international soll es klingen"), der Poggenhagener verbringt denSommer wie gewohnt auf Ibiza, wo er auflegen wird. Dann wird er ebenfalls nach New York fliegen.
Und heute Abend, da wird er sich doch das Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft ansehen? "Nee, da geht leider nicht", erzählt Maas. Und lässt einige Sekunden verstreichen, bevor er weitererzählt: "Heute Abend bin ich in Warschau. Bei einem Konzert von Depeche Mode. 32
000 Leute, ausverkauft." Schön für ihn, aber Depeche Mode hat er doch wohl schon öfter gesehen, oder? Maas: "Sicher. Aber heute lege ich vor der Band Platten auf." Es ist nicht nur das erste Mal, dass Depeche Mode dies erlaubt, Maas war auch der erklärte Wunschkandidat von Martin Gore und Co., die selbst zuweilen als Discjockeys arbeiten und Qualität an den Plattenspielern zu schätzen wissen - da muss das WM-Eröffnungsspiel zurückstehen.
Cool, würde Mutti wohl sagen.