Abschiedsgeschenk für den Schulleiter: Simulatortraining auf einer Boeing 747
"Mit Gerhard Bullerdieck verlässt eine Institution die Förderschule"
Rinteln (la).
"Es ist schade, dass Sie gehen, Herr Bullerdieck" - diesen Satz hat der Leiter der Förderschule Gerhard Bullerdieck in den vergangenen Wochen häufig gehört. Am Freitag ist der 60-Jährige im Rahmen einer Feierstunde in den Ruhestand versetzt worden.
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Die kleinsten Schüler der kombinierten Klasse 1,2,3 führten einen "Feentanz" auf, ein Zaubertrick wurde gezeigt und das Kollegium verabschiedete sich mit einem Theaterstück und selbst gereimten Lieder von ihrem Schulleiter.
"Eine Institution verlässt die Schule", stellte Kreisrätin Eva Burdorf fest. Mit Gerhard Bullerdieck wurde einer der dienstältesten Schulleiter in Schaumburg in den Ruhestand versetzt. Er habe die 10. Klasse an der Pestalozzischule eingeführt, vorbildliche EDV-Arbeit geleistet und zuletzt noch eine Sporthalle für seine Schüler erkämpft.
"Sie haben das Klassenziel erreicht - den wohlverdienten Ruhestand", stellte Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz fest. Die Menschlichkeit habe immer im Vordergrund der Arbeit von Bullerdieck gestanden. "Lehrern und Schulleitern wird heute viel abverlangt. Sie haben keinen x-beliebigen Beruf ausgeübt, der mit dem Schließen der Schultür endete", so Buchholz. Als "kleines Abschiedsgeschenk" versprach der Bürgermeister, dass in diesem Frühjahr die Fahrbahndecke des Kerschensteiner Weges erneuert wird.
Horst Ahlswede als Vertreter der Rintelner Schulleiter und Kurt Feltz für die Schulleiter der Förderschulen im Kreis Schaumburg, dankten Bullerdieck für die gute und konstruktive Zusammenarbeit der vergangenen Jahre.
Helmut Prietz von der Landesschulbehörde blickte auf den beruflichen Werdegang von Gerhard Bullerdieck zurück. "Der Lehrerberuf war nicht ihre erste Profession", stellte Prietz fest. 1963 absolvierte Bullerdieck zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann, danach zum kaufmännischen Angestellten und zum praktischen Betriebswirtund 1973 erhielt er die Zulassung zum Hochschulstudium ohne Reifezeugnis. 1975 legte er die Lehramtsprüfung ab und bekam zum 1. Februar 1976 seine erste Anstellung an der Kreissonderschule Rinteln. 1981 ging Bullerdieck als Konrektor an die Sonderschule Bad Nenndorf und 1985 kam er als Sonderschulrektor an die Pestalozzischule in Rinteln zurück. "30 Jahre als Lehrer und 21 Jahre als Schulleiter haben sie pragmatisch, sachlich, ruhig zum Wohle der Schülerinnen und Schüler gearbeitet", lobte Prietz und erwähnte ebenfalls die Einführung der 10. Klasse, die manchem Schüler neue Perspektiven eröffnet habe. Auch die enge Zusammenarbeit mit den Grundschulen und die schwierige, anspruchsvolle pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen der "Hirschkuppe" stellte Prietz heraus und überreichte dem "Pensionär" schließlich die Verfügung zum Übergang in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. "Sie können jetzt Ihren Tagesrhythmus ohne die Schulklingel gestalten", so Prietz. Zahlreiche Abschiedsgeschenke wurden Gerhard Bullerdieck überreicht. Als passionierter Flieger freute er sich besonders über das Geschenk des Kollegiums - ein Simulatortraining auf einer Boeing 747 in Frankfurt.
Bullerdieck selbst lobte sein Kollegium "das immer mehr gearbeitet hat, als es Vorschrift war und stets gute Ideen hatte". Für die Zukunft wünschte der scheidende Schulleiter, "dass die Schule keine kombinierten Klassen braucht und dass die Schüler wieder bessere Perspektiven für die Zukunft erhalten". "Früher hatten unsere Schüler mit dem Hauptschulabschluss nach der zehnten Klasse noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Heute werden sogar Hilfsarbeiterstellen immer rarer", so Bullerdieck.
Der Pensionär will seine freie Zeit nun für sich und seine Frau und für sein großes Hobby, das Fliegen, nutzen. Mit einem Wohnmobil möchte er auf Reisen gehen und im Garten arbeiten.
Die Pestalozzischule wird bis August 2006 von der Konrektorin Elke Löhr geleitet und dann wird die Leiterin der Förderschule Bad Nenndorf, Anne Näfe, die Schulleitung in Rinteln übernehmen.