Der Journalist, Schriftsteller und Heimatforscher Walter Maack wäre in diesem Sommer hundert Jahre alt geworden
"Mama - kauf mich'n Herz von Schokolade!"
Rinteln (wm).
Wer im Internet nach Walter Maack sucht, wird fündig: Viele seiner Bücher sind noch in Antiquariaten erhältlich. Walter Maack, Redakteur der Schaumburger Zeitung, Schriftsteller, Poet und Heimatforscher wäre in diesem Jahr am 12. Juli hundert Jahre alt geworden - und sicher stolz darauf, nach wie vor gelesen zu werden.
Anzeige
Walter Maack hat Heimatliteratur, die Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt und ihres Gemeinwesens alltagstauglich gemacht - keine hochgestochenen historischen Werke, schwer lesbar in holpriger Gelehrtensprache abgefasst, sondern im Gegenteil: Schnelle wie präzise Informationen, unterhaltsam aufbereitet. Hier war Maack Journalist durch und durch.
Das Handwerk eines Historikers war Maack nicht fremd. Er hat in Marburg unter anderem Geschichte studiert und bereits als Student in den Archiven gestöbert - auf der Suche nach Fakten über Rinteln. Maack gehörte der Turnerschaft Schaumburgia an, einer Studentenverbindung, die ihre historischen Wurzeln in Rinteln hat und 2004 ihr 125-jähriges Bestehen mit einem Kommers im Rintelner Ratskeller feierte.
Nach der Schaumburger Bibliographie von Friedrich Busch umfasst die Liste der von ihm veröffentlichen Bücher und Beiträge zu Heftreihen 150 Schriften. Das reicht von seinen pfiffig gemachten "Zehn mal fünf Minuten Rintelner Stadtgeschichte"
- damit käme sogar die heutige Click-und-weg-Generation noch klar - bis zur ausgefeilten, liebevollen Homage an "seine Stadt", das Buch "Das malerische Rinteln".
Maack war sich auch für die "Grabenarbeit" der Heimatkunde nicht zu schade - das mühsame Sammeln von Daten und das Entziffern ihrer Bedeutung. So hat er als Beitrag zur Schaumburger Siedlungsgeschichte alle Dorfgrundrisse im Rintelner Beckens zusammengetragen.
Und Maack hatte auch den Mut, gegen Lehrmeinungen anzugehen, die ihm nicht plausibel erschienen. Wie Ullrich Künkel in seinem Rintelner Stadtlexikon zitiert, hat sich Maack stets geweigert, die landläufigen Erklärungen für den Namen Rinteln zu akzeptieren, nämlich das Rinteln von "ringförmiges Ackerland" oder Rentenhebestelle abzuleiten sei.
Maack hätte als Journalist das Format gehabt, für größere Zeitungen tätig zu sein. Warum er in Rinteln geblieben ist, kann seine Tochter Elisabeth Scholz-Maack, die heute an der Westcontrescarpe wohnt, nur so erklären: "Er hat Rinteln eben über alles geliebt."
Für seine Arbeit hat Maack 1964 als erster Bürger des damaligen Kreises Grafschaft Schaumburg das Niedersächsische Verdienstkreuz am Bande verliehen bekommen. In Rinteln erinnert die Walter-Maack-Straße an den Heimatschriftsteller und Journalisten.
Seine Ehefrau, 92, lebt heute im Azurit-Seniorenheim in Friedrichshöhe, seine beiden anderen Töchter sind früh gestorben: Inge, die Kindergartenleiterin, mit 39. Ursula, die Geschichte studiert hat, mit 27 - ihren Tod hat Maack noch erleben müssen und nie verwunden. Er hat noch ihre Doktorarbeit selbst fertiggestellt und in Druck gegeben.
Maack starbüberraschend im Alter von 63 Jahren, am 26. Juni 1971, an Herzversagen - er kam gerade aus der Redaktion nach Hause.
Vermutlich, glaubt Elisabeth Scholz-Maack, eine Spätfolge der schweren Erkrankungen, die er sich während seiner Zeit als Soldat im zweiten Weltkrieg.
Maack war nicht nur zuverlässiger Chronist der Stadt, sondern schaute dem Volk auch "aufs Maul", wie die folgenden Original-Zeilen aus seinem Gedicht über die Rintelner Messe unübertrefflich zeigen:
"Mama - kauf mich'n Herz von Schokolade!" "Hier rollt Fortunas Rad - das Glück, es lacht!" "Was heulste, Panze?" "Heini hat mich gerade die schöne Gummiwurst kaputt gemacht!" "Nun treten Sie doch nicht Ihr Glück mit Füßen" "Komm, laß den Kaffer stehen, Adelheid!" "Na warte, Karl, das sollste nachher büßen!" "Nie wiederkehrende Gelegenheit!"