Wie der GEW-Kreisvorsitzende Friedrich Lenz hervorhob, handele es sich bei den beklagten Missständen um ein bundesweites Phänomen. Die technokratisch durchgeführten Reformen seien vorrangig "auf Druck wirtschaftlicher Interessengruppen und ihrer Hilfstruppen in Medien und Publizistik ausgerichtet worden", so der Gewerkschafter.
Nach Meinung der GEW sei es verwunderlich, mit welcher Geduld die Schüler die ständige Überforderung über sich ergehen lassen, ohne dabei offen zu rebellieren und mit Arbeitsverweigerung zu reagieren. Gleichfalls betroffen seien die Lehrer, die sich nach Worten des GEW-Kreisvorsitzenden mit einer neuen "(Un-)Kultur des ständigen Messens und Testens nach betriebswirtschaftlichem Vorbild" konfrontiert sehen.
Zudem sei das Stundendeputat der neu eingestellten Junglehrerschaft unvertretbar hoch und in unverantwortlicher Weise kontraproduktiv. Kollegen, die aufgrund ihrer jüngst abgeschlossenen Ausbildung den Unterricht mit neuen Ideen versorgen sollen, sehen sich mit einem Arbeitspensum konfrontiert, das sie zum Rückgriff auf herkömmliche Methoden zwinge.
Die wachsende Zahl der Anträge auf Reduzierung der Arbeitszeit sowie einschlägige wissenschaftliche Studien hätten belegt, dass eine gewissenhafte pädagogische Arbeit unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich ist. Die Schulzeitverkürzung habe den beklagten Stress zwar deutlich verschärft, allerdings prägte dieser bereits vor den Reformen den Schulalltag.
Für die GEW ist die Reduzierung des Lernstoffs und die Konzentration auf alternative Lernformen ein Schritt in die richtige Richtung, dem allerdings weitere Maßnahmen folgen müssen. Wichtig seien kleinere Lerngruppen und ein anderer Tagesrhythmus.
"Hoffentlich bricht die Bildungsbürokratie endlich mit ihrer Tradition", betonte Lenz. Statt von oben herab Vorgaben zu machen, sollten lediglich Ziele vorgegeben werden, die von den Schulen in Eigenverantwortung erreicht werden müssen. Dieses in anderen Ländern mit Erfolg praktizierte Konzept sei unverzichtbar, wenn Reformen wie die Schaffung von eigenverantwortlichen (Ganztags-)Schulen nicht nur ein Etikettenwechsel bleiben, sondern mit Substanz gefüllt werden sollen.