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Ob Sandstein oder Granit - ein Großteil der Grabsteine auf den Friedhöfen auch im Kreis Schaumburg kommt aus dem Ausland. Doch gerade vor importierten Natursteinen hat jetzt die Industriegewerkschaft (IG) Bau in Niedersachsen-Mitte gewarnt: "Viele stammen aus indischen Steinbrüchen. Oft steckt Kinderarbeit dahinter", sagte Friedrich Stolze. Dies sei in hohem Maße unmoralisch. Der Bezirksgeschäftsführer der IG Bau Niedersachsen-Mitte sprach sich deshalb für "saubere Grabsteine" auf heimischen Friedhöfen aus.
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An Käufer, Steinmetze und Lieferanten appellierte die IG Bau, von Grabsteinen, deren Herkunft zweifelhaft sei, die Finger zu lassen. "Entscheidend ist eine Erklärung, dass die importierten Grabsteine garantiert ohne Kinderarbeit hergestellt worden sind", so Stolze. Eine wichtige Orientierung liefere dabei das neu gegründete Naturstein-Siegel "XertifiX". Es bestätige, dass die Steine ohne Ausbeutung von Kindern produziert worden seien. Das Gütesiegel prüfe Unternehmen in Indien und bescheinigt deutschen Händlern die korrekte Herstellung der Steine. Die IG Bau rief Steinmetze und Natursteinhändler im Kreis Schaumburg auf, mit "XertifiX" zusammenzuarbeiten und ihr Sortiment prüfen zu lassen - auf freiwilliger Basis.
Der IG Bau-Bezirksverband sprach von einer "Ausbeutung von Kindern unter oft unmenschlichen Bedingungen" in indischen Steinbrüchen. "Dort schuften Zwölfjährige mit schweren Presslufthämmern für 80 Cent am Tag", sagte Stolze. Von Kindern gehauene Grabsteine aus Indien seien in Deutschland unschlagbar günstig. Deshalb seien sie häufig auf heimischen Gräbern zu finden. Solange die Nachfrage nach solchen "Discount-Steinen" in Deutschland bestehe, sei jeder Kampf gegen Kinderarbeit in Steinbrüchen aussichtslos. Derzeit kommt etwa jeder dritte Grabstein bei uns aus Indien", machte der IG-Bau-Bezirksgeschäftsführer deutlich.
Das Problem ist nach Angaben der IG Bau jedoch nicht auf Grabsteine beschränkt. Die Steinmetz-Gewerkschaft forderte die Kommunen im Kreis Schaumburg auf, auch bei öffentlichen Bauvorhaben gezielt darauf zu achten, dass keine Natursteine aus Kinderarbeit verwendet werden. "Lieferanten und Bauunternehmen müssen verpflichtet werden, dass sie bei öffentlichen Aufträgen nur solche Produkte verwenden, die nachweislich ohne Kinderarbeit hergestellt wurden", forderte Stolze. Hierbei seien die Verwaltungen und Kommunalparlamente gefragt. Vor Ort müssten entsprechende Regelungen geschaffen oder konsequent umgesetzt werden. Absichtserklärungen oder formelle Beschlüsseauf dem Papier reichten ohne wirksame Kontrollen nicht aus.
"Das fängt schon beim Pflastern von Straßen und Plätzen an. Kreise, Städte und Gemeinden müssen darauf achten, dass Pflastersteine nicht von Kindern gemeißelt worden sind", sagte der Gewerkschafter. "Alles andere würde bedeuten, Kinderrechte - im wahrsten Sinne des Wortes - mit Füßen zu treten."
Informationen
zum Gütesiegel "XertifiX" gibt es unter
www.igbau.de
("Themen" - "Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz"). Hinter dem Natursteinsiegel steht außer der IG Bau unter anderem der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm.