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Tierpräparator Carsten Grobeck "baut" Tiermodelle für Naturpark / Ganzen Tag für Flügel der Libelle

Insekten in riesig: Natur für Blinde fühlbar

Rolfshagen (rnk). Auf seine Kosten würde er nicht kommen, das war Carsten Grobek schon am Anfang klar: Wochenlange Arbeit für ein paar Euro, das würde auf ihn warten. Trotzdem hat der Tierpräparator zugesagt: Vier Insekten sollte er herstellen, die im Naturpark Eifel auf einem Parcours für Blinde stehen und dort für Nichtsehende Natur nachfühlbar machen sollten.

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Acht Wochen hat er sich mit den vier Tieren beschäftigt, und zwar ausschließlich: "Ich hatte wirklich Bock auf diese Arbeit." Allein ein Flügel der Libelle hat einen Tag Arbeit verschlungen, - und bekanntlich hat das Tier vier. Neben der Blauflügel-Prachtlibelle hat er noch die Goldschrecke, also eine Heuschreckenart, einen Springschwanz und den so wenig geliebten Borkenkäfer modelliert. Bis auf den Springschwanz lagen ihm dabei die präparierten Insekten in Originalgröße vor, er hat sie dann ausgemessen und maßstabsgetreu modelliert. Beim Springschwanz, einen 0,25 bis 10 Millimeter großen Tier, das im Boden lebt, hat ein Fachinstitut in Erfurt geholfen: Dort bekam Grobek die Bilder aus einem Rastermikroskop. Wie kommt ein Auetaler Tierpräparator zum einem Auftrag in der Eifel? Durch seine überragenden Fähigkeiten, erklärt Jürgen Wolters von der Bielefelder Firma ARA e.v., der Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz. Grobek und Wolters hatten sich bei einem Projekt in Bielefeld kennen gelernt: Im dortigen Naturkundemuseum mussten diverse Exponate nachgearbeitet und saniert werden. Als ARA den europaweit ausgeschriebenen Auftrag erhalten habe, für den Nationalpark Eifel eine der drei so genannten Nationalparktore blindengrecht mit Tastpräparaten auszustatten, habe man daher nicht lange überlegen müssen - und in Rolfshagen angerufen. Dort hat Grobek durchaus einen Augenblicküberlegt, ob er den Auftrag annahmen würde. Denn unter dem Strich hat er in den beiden Monaten für seine Arbeit einen dreistelligen Betrag erhalten, aber Geld spielt nicht immer die entscheidende Rolle: "Das war eine richtige Herausforderung", erklärt Grobek, der 2004 bei den Europameisterschaften für Tierpräparatoren einen Zeiten (für kleine Vögel) und einen dritten Platz (für große Vögel) belegt hat und sich zurzeit auf die Weltmeisterschaften in Salzburg vorbereitet. Die Insekten wurden alle per Hand modelliert und mit Silicon abgegossen, ehe sie in der Werkstatt dann mit widerstandsfähigen Kunststoff reproduziert wurden. Grobek hofft auf ein Anschlussgeschäft: Vielleicht wären seine Modelle für Kindergärten oder den Biologieunterricht in Schulen geeignet. Bislang gebe es in Deutschland nämlich nur eine Modellbauerin, die Insekten herstellt, sagt Grobek. Und denen Preise lägen im vier-bis fünfstelligen Bereich. Ganz so teuer wäre eine Reproduktion des Grashüpfers oder des Borkenkäfers in Rolfshagen nicht: 300 bis 500 Euro würde Grobek verlangen, "ein bezahlbarer Rahmen für die Schule", meint er. Weitere Informationen: www.naturimpression.de

2 Bilder
Die Goldschrecke. Zum Vergleich: ein Feuerzeug.



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