Im Keller sind aber laut Lattwesen vor allem die Preise. „Die Kartoffelpreise sind sehr, sehr niedrig, unter Rodeniveau.“ Konkret: Von einem Zentner bekam der Erzeuger in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 20 Euro. In diesem Jahr seien es nur noch acht bis zehn Euro. Für Futterkartoffeln fallen momentan rund zwei Euro für den Erzeuger ab. Zuvor waren es noch drei bis vier Euro.
Das heißt: Das Ernten wäre momentan teurer als der Verkauf einbringen würde, erklärt Lattwesen. Aus ökonomischen Erwägungen bliebe den Bauern nicht viel übrig. Es sei eine harte wirtschaftliche Entscheidung, zu sagen, ich lasse die Kartoffeln vergammeln, meint er.
Der Pächter des besagten Feldes in Helpsen hat aber selbst nicht viele Alternativen. Er lässt das Feld von einem großen norddeutschen Agrarkonzern bewirtschaften, der die Entscheidungen trifft. Der Landwirt geht davon aus, dass die Kartoffeln Fäulnispilze hatten. Lattwesen bestätigt, dass die Wetterlage in diesem Jahr vielen Sorten sehr zu schaffen gemacht hat. Auch in den Lagern würden Partien verfaulen. Die Preise seien aber dennoch so niedrig, weil die Ernte insgesamt 50 Prozent höher lag als gedacht. Und auch gute Ernten aus dem Ausland drückten die Preise.
„In der Menge sind früher keine Kartoffeln angebaut worden“, meint der Landwirt aus der Samtgemeinde Nienstädt. Lattwesen ist aber sicher, dass niemand mit einer quantitativ so guten Ernte gerechnet habe. „Es hat im Frühjahr keiner geahnt, das es so ein Kartoffeljahr wird.“
Möglichkeiten, anders mit der überschüssigen Menge umzugehen, sieht der Kreislandwirt kaum. Die Kartoffeln könnte man zwar in Biogasanlagen verwerten und teilweise auch als Viehfutter, aber auch dabei stehe der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag. Beim Agrarkonzern, der das Feld bewirtschaftet, fand trotz wiederholter Nachfrage kein Verantwortlicher Zeit für eine Stellungnahme. bab
Auf dem Acker an der Straße Am Ihlpohl gammeln die Knollen vor sich hin.kil