Windeler glaubt, dass viele Arbeitgeber lieber keinen Behinderten einstellen, "weil sie unsicher sind, wie sie mit diesen Menschen umgehen müssen und welche Folgekosten auf sie zukommen. Und weil sie befürchten, dass die Krankheitszeiten länger und die Belastbarkeit geringer sind." Doch die Aufklärungsarbeit durch die Arbeits- und Sozialbehörden einerseits und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt andererseits zeigen nun einen neuen Trend: "Die Arbeitgeber sind heute eher bereit, bei der Einstellung auch ,besondere Personengruppen' ins Auge zu fassen", beobachtet Christina Rasokat, Sprecherin der Arbeitsagentur Hameln. Das soll heißen: Schwerbehinderten wie auch Älteren wird inzwischen eher die Chance gegeben, ihre Fähigkeiten zu beweisen.
Immerhin jeder dritte Schwerbehinderte im erwerbsfähigen Alter steht dem "normalen" Arbeitsmarkt zur Verfügung. Nach einer langen Durststrecke sinkt seit Monaten fast parallel zur allgemeinen Arbeitslosigkeit auch die Zahl der Erwerbslosen mit körperlichen Beeinträchtigungen.
Aktuell hat die Hamelner Arbeitsagentur 910 von ihnen in ihrer Datei - im Januar 2007 waren es noch 1025. "Schwerbehinderte haben oft eine gute Qualifika
tion", betont Rasokat. Diese Erkenntnis spreche sich herum, seitdem in manchen Berufsfeldern das Angebot von Arbeitskräften eng werde.
Regine Danielmeier von der Firma DanForm (Thüste) hat vor kurzem einen schwerbehinderten Gabelstaplerfahrer eingestellt. "Wir haben ihn probearbeiten lassen, und er hat sich bewährt", erklärt die Chefin. Erleichtert wurde die Entscheidung der jungen Firma, die Küchenarbeitsplatten für "Ikea" zuschneidet, durch die finanzielle Förderung, die nun für ein Jahr fließt. Ein solcher Eingliederungszuschuss, der jeweils individuell festgelegt wird, kann anfangs bis zu 70 Prozent des Lohns ausmachen. Er wird maximal drei Jahre, bei Über-55-Jährigen bis zu acht Jahre gezahlt.
Das Geld stammt aus dem Topf der Ausgleichsabgabe, den Betriebe entrichten müssen, wenn sie mindestens 20 Arbeitsplätze und weniger als fünf Prozent davon mit Schwerbehinderten besetzt haben. Je nach Zahl der unbesetzten Pflichtplätze fallen für das Unternehmen pro Monat 105, 180 oder 260 Euro als Ausgleichsabgabe an.
Danielmeier betont: "Das Fördergeld erleichtert zwar die Wahl, entscheidend ist aber die Leistungsfähigkeit des neuen Mitarbeiters." Die anfallende Arbeit müsse schließlich auftragsgemäß erledigt werden.
Das sagt auch Georg Schmidt, Geschäftsführer der Burghofklinik Rinteln. Er hat vor einem halben Jahr die gehörlose Ute Glüsen (55) als Hauswirtschaftshelferin für die Außenstelle Posteholz eingestellt. Die Praxis zeige, dass sich die Neue im Arbeits
alltag genügend verständigen könne. "Einen Behinderten beschäftigten zu können, ist oft nur eine Frage der Organisation", meint Schmidt.
Im Falle von Elmar-Alexander Windeler flossen während der dreimonatigen Probephase 10
500 Euro an seinen Arbeitgeber, die Arbeed gGmbH in Hannover, nach der Festeinstellung noch einmal 6000 Euro. Windeler erklärt: "Das Probearbeiten ist viel wert. So lässt sich beweisen, was man kann. Die Qualitäten des Menschen sollten immer im Vordergrund stehen." Bei ihm hat es geklappt: Er ist nun der Geschäftsführer der Arbeed.