Spieler stehen auf der Straße / Nach zehn Jahren Ende des Profisports
Hagenburger Sport GmbH pleite Oberliga-Mannschaft abgemeldet
Tischtennis (la).
Der TSV Hagenburg hat seine Oberliga-Mannschaft eine Woche vor dem Saisonstart abgemeldet. "Die finanzielle Situation hat mir keine andere Wahl gelassen", sagte TSV-Boss Wolfgang Linke, der auch Geschäftsführer der Hagenburger Sport GmbH ist, die für die Finanzen der ersten Herrenmannschaft verantwortlich ist.
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Natürlich habe er die Entscheidung nicht allein getroffen, sondern sich mit Spartenleiter Carsten Linke und Spielertrainer Stefan Bork besprochen. "Bis zuletzt habe ich gehofft, dass sich unsere finanzielle Situation entspannt", so Linke. Aber da einige Sponsoren ihre Zusagen nicht gehalten hätten, sei der Rückzug der ersten Mannschaft nicht zu verhindern gewesen. "Jetzt muss ich nur noch für mich einiges klären", sagte Linke fast erleichtert.
Schon seit einigen Jahren hat der TSV Hagenburg mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Der Rückzug aus der 2. Bundesliga war der erste Schritt weg vom Profisport. In diesem Jahr hätten die Hagenburger noch in der Regionalliga antreten können, zogen aber aus finanziellen Gründen in die Oberliga zurück. "In der Oberliga erhalten die Spieler lediglich die Fahrtkosten ersetzt", hatte Linke diesen Schritt vor wenigen Wochen begründet.
Doch auch dafür scheint es nicht zu reichen. Vielleicht weil der Litauer Kestutis Zeimys im Team geblieben ist oder weil eben doch weitere Gelder an die Spieler fließen sollten?
Die Leidtragenden sind jetzt in jedem Fall die Spieler, denn sie können in dieser Saison keine Punktspiele bestreiten. Ein Vereinswechsel ist nicht mehr möglich und da in der Oberliga auch zur Rückrunde kein Wechsel zugelassen ist, sind sie für die gesamte Spielzeit aus dem "Verkehr" gezogen. "Wir können damit in dieser Saison keine Punktspielbilanz vorweisen und lediglich Turniere spielen", sagte Jörn Petersen verärgert.
So ergeht es auch Patrick Günther, der allerdings ohnehin nur wenige Spiele bestreiten wollte, da er sich beruflich in Richtung USA verändern möchte, Uwe Lindenlaub, Stefan Bork, Alexander Demin, Carsten Linke und Kestutis Zeimys. Für den Litauer wird das Aus des TSV Hagenburg sicher herbe finanzielle Einbußen bedeuten.Denn, dass der Spitzenspieler nur für Fahrtkosten beim TSV gespielt hätte, glaubt nun wirklich niemand.
Der Hagenburger Crash war allerdings vorauszusehen. Es war ein Abstieg auf Raten. Immer schwieriger war es in den vergangenen Jahren geworden, zahlungskräftige Sponsoren zu finden. "Ich hafte mit meinem Privatvermögen und es kann niemand von mir verlangen, dass ich mich persönlich ruiniere", hatte Linke einmal gesagt. Jetzt hat er mit der Entscheidung die Notbremse gezogen.
Zehn Jahre wurde beim TSV Hagenburg Profisport betrieben. Bis in die 2. Bundesliga schaffte es das "Linke-Team" in dieser Zeit. Allerdings nicht mit heimischen Spielern, was in dieser Spielklasse auch kaum möglich ist, sondern mit Spitzenspielern aus China, Litauen, Polen und Rumänien.
Der Abstieg des TSV ist ein klares Indiz dafür, dass im Sport das Geld regiert und wer das nicht hat, der muss sich aus dem Profisport zurückziehen. In verschiedenen Internet-Foren wird gemutmaßt, dass es noch andere Gründe für den Rückzug gegeben hat. Der TSV Hagenburg hat sein Gästebuch übrigens zunächst einmal geschlossen, "weil eine Vielzahl von Gästebucheintragungen von fragwürdiger Qualität und Inhalt zu erwarten sind", wie Stefan Bork als letzten Eintrag im Gästebuch die Schließung begründet.
Doch auch nachdem die erste Herrenmannschaft abgemeldet wurde, wird in Hagenburg weiter Tischtennis gespielt. Mit vier Herren- und einer Damenmannschaft ist der TSV auf Kreis- und Bezirksebene vertreten.
Dem TSV-Boss Wolfgang Linke ist das Lachen inzwischen vergangen. Sein jahrelanger Einsatz für hochklassigen Tischtennissport in Hagenburg scheiterte letztlich an den Finanzen. Fotos: la