Was heimische Kartenspieler in Hamburg so alles erleben / Gastspiel der Schaumburger Bühne im Eilser Kurtheater
"Hätten wir unser Geld doch in Bückeburg verprasst!"
Bad Eilsen (sig).
Kein Zweifel - Hamburg ist sehenswert. Und wenn ein Doppelkopfclub aus der Provinz die Chance hat, dort ein Wochenende zu verbringen, dann wird er sich nicht dreimal bitten lassen. Man muss dort ja nicht alles gemeinsam unternehmen. Schließlich hat jeder seine eigenen Vorstellungen von den Vergnügungen, die er in der weltoffenen Hafenstadt sucht - und die können ganz schön aufregend sein.
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Eine solche Anhäufung von turbulenten Ereignissen, wie sie in der Komödie "Das Sparschwein" vorkommen, kann den Anspruch auf Einmaligkeit erheben. Das sorgt dann auch für einen vergnüglichen Theaterabend, auf den sich die Besucher des Gastspiels der "Schaumburger Bühne" im leider nicht ausverkauften Kurtheater gefreut hatten.
Schon bei den Spielabenden dieser Kartenrunde, die man des heimischen "Colors" wegen nach Bückeburg verlegt hatte, gab es keine Spur von vornehmer Zurückhaltung. Zu unterschiedlich waren die Charaktere, die aufeinander prallten. Aber immerhin kam man nach dem Öffnen des gemeinsam gefütterten Sparschweins per Abstimmung zum Entschluss, die Hansestadt anzusteuern.
Mit dem Inhalt des Sparschweins - ein vierstelliger Betrag - wollte man in Hamburg kräftig auf die Pauke hauen. Gepflegt essen gehen, in vornehmen Kaufhäusern beim Jungfernstieg shoppen, eine Hafenrundfahrt, ein Ballbesuch und ein Bummel auf der Reeperbahn; das alles sollte es schon sein. Zwei Mitglieder der Spielrunde nutzten die Möglichkeit, eine pompös agierende Heiratsvermittlerin aufzusuchen. Sie sollten, welche Überraschung (!), sogar für teures Geld miteinander verkuppelt werden, ohne es vorher zu wissen.
Die bunten Blütenträume platzten schon nach dem ersten gemeinsamen Menü. Das verschlang nämlich fast das ganze ersparte Reisegeld. Diese horrende Summe wollten die Ausflügler aus dem Schaumburger Land nicht bezahlen und landeten deshalb wegen Zechprellerei auf der Davidswache. Es kamen dann noch ein paar "Delikte" mehr hinzu - bis hin zum Ausbruch aus dem Arrest.
"Mein Gott, was für eine Reise!" und "Jetzt sind wir ganz unten angekommen!", waren noch die harmlosesten Ausrufe der bitter enttäuschten Gäste aus Bückeburg. Am Ende der sich zeitweise überschlagenden Ereignisse kamen die Doppelkopfspieler zu der späten Erkenntnis: "Hätten wir unser Geld doch nur in Bückeburg verprasst!"
Die Theaterbesucher konnten das Geschehen ganz entspannt und amüsiert verfolgen. Sie dankten den Darstellern und damit zugleich Regisseur Jürgen Morche auch zwischendurch und erst recht am Ende mit viel Beifall. Dieter Janson gab in den Pausen zwischen den Szenen Hintergrundinfos zu den 50-er Jahren, in denen das Stück spielt. In der Urform stammt das Lustspiel aus der Feder des Franzosen Eugéne Labiche. Die Akteure der Schaumburger Bühne haben einige Änderungen vorgenommen, um dem Auftritt zugleich mehr Heimatnähe zu geben.
Das hat dem Ganzen keineswegs die Würze genommen. Die Massierung von sich überstürzenden Ereignissen gehört nämlich zum Genre. Und darin ist Labiche ein anerkannter Könner.