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Behälter läuft über : Fische sterben auf einem Kilometer Länge / Kritik an Informationspolitik des Landkreises

Gülle läuft ein: "Die Aue ist hier für viele Jahre tot"

Rolfshagen (rnk). 80 tote Forellen und zahlreiche andere verendete Nährfische hat Hermann Krimp, Gewässerwart des Rintelner Fischereivereins, in der Aue gezählt: Folge eines Gülleunfalls. Für den Fachmann am schlimmsten: "Die Aue ist hier für Jahre tot."

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Passiert ist es am Freitag letzter Woche. Ein Rolfshäger Landwirt, so erklärt es Klaus Heimann als Pressesprecher des Landkreises, wollte Gülle in einen großen Behälter füllen. Das ging schief, die Gülle lief über und über einen kleinen Bach direkt in die Aue, verschmutzte den Fluss von Rolfshagen in Richtung Klärwerk und Buchholz über eine Länge von etwa einem Kilometer. Der Landwirt, so erklärt es Heimann, habe zunächst versucht, den Schaden so gering wie möglich zu halten und machte sich sofort daran, die Gülle aus dem Graben zu pumpen. Anschließend informierte der Landwirt den zuständigen Landkreis. Jetzt wird der Schaden vom Fischereiverein ermittelt, der Landkreis hat den Fall an die zuständige Staatanwaltschaft weitergeben, die jetzt entscheiden muss, wie der Unfall gewertet wird: als Straftatbestand oder als Ordnungswidrigkeit. Das kann Gewässerwart Krimp wenig trösten. "Der komplette Bestand an Fischen ist hier tot", sagt er, greift in das trübe Auewasser und holt die nächste Bachforelle heraus, die den Einlauf nicht überlebt hat: "Die Gülle hat die Tiere ersticken lassen, sie haben keine Luft mehr bekommen", erklärt der Fachmann den qualvollen Tod. Nicht nur die Bachforellen haben den Gülleeinlauf nicht überlebt: "Die gesamte Nahrungskette ist unterbrochen", sagt Krimp: Die Köcherfliegenlarve, die den Tieren als Nahrung diene, sei auf der kompletten Auestrecke ebenfalls erstickt. Krimp: Es dauert ein bis zwei Jahre, bis es sie neue Larven lege, Fische also wieder Nahrung hätten. Auch die Bachflohkrebse seien durch die Gülle gestorben. Kritikübt Krimp an der Informationspolitik des Landkreises. Erst am Sonnabend, also einen Tag später, sei der Fischereiverein informiert worden - zu spät für die Bachforellen. Hätte man ihn am Freitag angerufen, so hätte man vielleicht noch Fische mit einem Netz fangen und so retten können, meint der Gewässerwart. Der Schaden sei materiell nicht zu bemessen, sagt Krimp: "Viel schlimmer ist, dass unsere Arbeit zunichte gemacht wurde. Es dauert nämlich Jahrzehnte, um einen Bestand aufzubauen." Etwas verwundert den Gewässerwart: Es muss viel Gülle gewesen sein, die vom Hof des Rolfshäger Landwirtes über die lange Beeke bis in die Aue geflossen ist. "Wir reden hier betsimmt nicht über zehn Liter", sagt Krimp und holt den nächsten toten Fisch aus dem Wasser.




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