Der Fürst hatte sich reichlich Zeit und Mühe genommen, etwas Passendes zu finden. Als die von Daniela Kläne und Rudolf Krewer (SIGA) sowie Dieter Gentzel (VHS) geführte Abordnung dem Schloss nach reichlich anderthalb Stunden den Rücken kehrte, hatte sie Verse von gleich sechs Reimeschmieden "im Kasten". "Wie sie sehen und hören, habe ich mir die Auswahl nicht leicht gemacht", gab der Hausherr zu verstehen. Was die Bandbreite seiner Kollektion zweifelsfrei unter Beweis stellte.
Altmeister Johann Wolfgang von Goethe ("Prometheus") und das Balladen-Genie Berthold Brecht ("Erinnerungen an die Maria") fanden ebenso Berücksichtigung wie der wegen seiner symbolistisch-formvollendeten Lyrik beliebte Hugo von Hofmannsthal ("Die Beiden") und der weniger populäre Jakob van Hoddis ("Weltende").
Als einer der Hits der gesamten Einspielung, dieüberwiegend unverfängliches Material der Herren Ringelnatz, Roth, Fontane, Morgenstern und Erhard enthält, wird sich ohne Frage eine Parodie herausstellen, in der Friedrich Torberg die Großstadtlyrik des Expressionismus aufs Korn nimmt.
Um ein Haar - der Fürst: "Ich gebe mich ja gern ein bisschen rebellisch" - wäre es "noch besser" gekommen. Aber für die öffentliche Verlesung der von Johannes R. Becher verfassten "Danksagung" reichte der Mut des Adeligen nicht völlig hin. Becher war in der frühen ehemaligen DDR Kulturminister; seine Ergüsse erreichten als "Brechmittel" Berühmtheit; die "Danksagung" verbindet eine Hymne auf Kremlführer Josif Wissarionowitsch Stalin mit einer "poetischen" Darstellung der Deutschlandpolitik der SED.
Die CD (respektive die Doppel-CD) soll am Montag, 23. April, in den Räumen der VHS-Stadthagen vorgestellt werden. Die Erlöse der federführend von der SIGA-Abteilung "Beschäftigungsinitiative für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und/oder Menschen über 50 Jahre" betreuten Aktion kommen der Finanzierung der Gemeinschaft zugute.