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Die Welt zu Hause in Schaumburg: Serie zur Fußball-WM / Elfenbeinküste bleibt am Bahnhofsweg

"Für uns geht die WM trotzdem weiter"

Rinteln. Am Wochenende ist die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste aus der Fußballweltmeisterschaft ausgeschieden. Für Renaud Oulazoh, der aus Abidjan, der Hauptstadt von "Ivory Coast" stammt, geht die WM trotzdem weiter und zwar in Deutschland und in Rinteln. Der junge Afrikaner lebt seit etwa einem halben Jahr im städtischen Übergangswohnheim am Bahnhofsweg.

Autor:

Werner Hoppe
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Renaud ist lange vor der Weltmeisterschaft nach Deutschland gekommen mit der Hoffnung, hier Arbeit und ein besseres Leben zu finden zu. Ein Traumziel wäre es für ihn, hier das unterbrochene Studium fortsetzen zu können. "In meiner Heimat habe ich schon vier Semester Jura studiert", erzählt er. Sein Zimmergenosse und Bettnachbar im tristen Wohnheim ist Moussa Coulibaly. Als seinen Heimatort nennt er Korogo. Ob der auch an der Elfenbeinküste zu finden ist, ist nicht ganz eindeutig nachzuvollziehen. Die Internet-Suchmaschine spuckt nur ein Korogo als Stadt in Neu Guinea aus. Sein Beruf sei Autoschlosser erklärt er weiter und muss lachen, als er mit den Händen beschreibt, wie er zusammengequetschtes Blech repariert hat, das wie eine Ziehharmonika ausgesehen haben muss. Eine Arbeit als Autoschlosser in Deutschland, das wäre für ihn eine tolle Vorstellung. Auf alle Fälle haben die beiden noch eine ganze Menge WM-Spiele abzuarbeiten. Der angejahrte Fernseher in ihrem Zimmer am Bahnhofsweg wird noch viele Stunden bis zum Ende der Weltmeisterschaft laufen müssen. "Wir haben bisher fast alle Spiele gesehen", lässt Moussa Coulibaly seinen Zimmergenossen aus dem Französischen übersetzen. Klar, das Team von der Elfenbeinküste sei seine Favoritenmannschaft, versichert Renaud Oulazoh. "Das gehört sich ganz einfach so, auch wenn die Chancen auf die Endspielteilnahme von Anfang an sehr gering gewesen sind." "My favorite is Brazil", hat dagegen Moussa Coulibaly von vornherein auf eine der großen Fußballnationen gesetzt. Den deutschen Nationalkickern räumt er nur geringe Chancen auf den Titel ein. Davon abgesehen sei das Match gegen Polen ein schönes Spiel gewesen, hakt sich Renaud ein. Die Rote Karte, die es dabei für die Deutschen gegeben hat, bedauert Moussa Coulibaly. "Aber daswar doch normal, und das musste einfach sein", fügt er an. Und für die Konstellation im Endspiel serviert er hintergründig lächelnd einen ganz verwegenen Vorschlag: "Deutschland gegen Ecuador wäre nicht schlecht..." In Afrika steht Fußball ganz hoch im Kurs bei Jugendlichen und bei den jungen Männern, bekräftigen beide. Viele erhofften sich von einer Karriere als Kicker Lebensunterhalt, wenn nicht sogar Wohlstand und Reichtum. Dass das für einige wenigstens kein bloßer Traum sei, zeige doch das Beispiel seines Lieblingsspielers. Zinedine Zidane ist das. Und noch ein weiterer Name steht ganz oben auf seiner Liste: Der Kapitän der Nationalmannschaft von Elfenbeinküste, Didier Drogbra, sei es, und der spiele bei Chelsea London. Er selber habe zwar als Junge natürlich auch Fußball gespielt, aber noch nie regulär in einer Mannschaft, spricht Moussa Coulibaly für sich. Dafür bezeichnet er sich spitzbübisch grinsend als "aktiver Zuschauer". Renaud Oulazoh ist dagegen der eigentliche Fußball-Crack von beiden. Zuletzt habe er beim SV Engern gekickt, verrät er.

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