Landkreis (rwe).
Die Fortissimo AG in Bad Nenndorf hat beim Amtsgericht Bückeburg einen Insolvenzantrag für sich und die Tochtergesellschaft DMP GmbH gestellt. Dem Unternehmen fehlen die liquiden Mittel, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Das Verfahren soll in Eigenverwaltung laufen, damit das Geschäft ohne Abstriche weitergeführt kann. Banken und Gläubiger sind informiert.
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Diese Nachricht dürfte die etwa 2500 Fortissimo-Aktionäre nicht freuen. "Aber es dürfte sie auch nicht überraschen", sagt Björn Lippe-Weißenfeld. Das Unternehmen habe seine Anteilseigner stets umfassend über die Lage informiert, sagt der Jurist aus Hannover, der die Firma seit acht Wochen betreut und mit demInsolvenzantrag am 20. Januar vom Aufsichtsrat zum neuen Vorstand berufen wurde. Er soll die Eigenverwaltung übernehmen und löst den bisherigen Vorstand Gisbert Haver ab, der nach eigenen Worten seinen Vertrag mit Fortissimo "im gegenseitigen Einvernehmen" aufgelöst hat. "Ich stehe aber weiter beratend zur Seite", sagt der Hamelner Anwalt. Dieser hatte die Aufgabe erst im November 2004 übernommen, nach dem das Unternehmen mit dem Umzug nach Bad Nenndorf verkleinert und umstrukturiert worden war. Mit dem Insolvenzantrag müsse auch personell ein Schnitt einher gehen, sagt Haver. Deshalb ziehe er sich zurück.
Sein Nachfolger ist zuversichtlich, das Unternehmen durch einen "radikalen Neuanfang" wieder auf feste Beine zu stellen. Allerdings sei das Immobiliengeschäft am Boden. "Die Gesellschaft befindet sich aktuell in Liquiditätsproblemen." Lippe-Weißenfeld will über die Höhe der Verbindlichkeiten noch nicht sprechen. "Ich muss mir erst einen Überblick verschaffen." Die Rechnungen aus dem laufenden Geschäftsbetrieb seien "alle im Wesentlichen" beglichen, führt er aus.
Gleichzeitig nennen er und sein Vorgänger Haver mehrere Ursachen für die Probleme. Neben dem schleppenden Immobilienhandel hätten insbesondere säumige Mieter und Leerstand dazu geführt, dass Fortissimo nicht zahlungsfähig ist: "Es bestehen Außenstände im siebenstelligen Bereich." Allein in der Zentrale im ehemaligen Kurhaus in Bad Nenndorf, in der die restlichen sechs Angestellten und eine Auszubildende seit 2004 arbeiten, zahlten zwei Mieter monatelang nicht, liefen Räumungsklagen (wir berichteten).
Mit dem Antrag will Lippe-Weißenfeld das Unternehmen sanieren. "Es ist ein Signal an die Gläubiger." Mit den meisten laufen Gespräche. Einige Banken hätten sich sehr moderat auf die Marktumstände eingestellt und neue Kreditverträge geschlossen. Jedoch schnüre ein Geldinstitut durch "überdimensionierte Tilgungsforderungen" der AG die Luft ab, so der Vorstand. "Obwohl unser Immobilienbesitz gerade dort überproportional besichert ist." Die Vermögenssubstanz sei vorhanden, Fortissimo besitze umfangreiche Immobilienbestände mit freien, nicht durch Hypotheken belasteten Anteilen.
Die Gehälter der Mitarbeiter sollen für drei Monate über die Arbeitsagentur gesichert sein. In einer Insolvenz in Eigenverwaltung sieht der neue Vorstand den besten Weg für das Unternehmen. Das Verfahren laufe so ganz dicht am Geschäftsbetrieb. Immobilienverkäufe sollen Geld in die Kasse bringen. Die Zentrale in Bad Nenndorf will Lippe-Weißenfeld vermieten und die Dienstleistungen ausbauen. Fortissimo solle künftig auch mehr fremde Immobilien verwalten. "Wir haben absolut qualifizierte Mitarbeiter dafür." Die Firma sieht er nicht am Ende. Lippe-Weißenfeld: "Die Aktien stehen derzeit vielleicht in der Nähe von Null, sie sind aber nicht gleich Null."