Umwandlung in Dorfgemeinschaftshaus geplant / 37 Radener wollen bisher neuem Verein beitreten
Feuerwehrhaus bleibt Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft
Raden (maro).
Nachdem die Freiwillige Feuerwehr, bisher Eckpfeiler einer vorbildlichen Dorfgemeinschaft, ein Jahr vor ihrem 75-jährigen Jubiläum aufgelöst werden musste, fragten sich viele besorgte Radener: "Was wird aus unserer Gemeinschaft?" Und vor allem: "Was wird aus unserem Feuerwehrhaus, das jetzt der Gemeinde Auetal gehört und einst von uns gebaut wurde und seitdem den Mittelpunkt unseres Dorfes bildet?" Die Antwort bekamen sie am vergangenen Donnerstag, als Ortsvorsteher Friedhelm Sassenberg zu einem Informationsabend über die Zukunft des Dorfzentrums eingeladen hatte. Seine zentrale Botschaft: "Die Gemeinde wird uns das Gerätehaus als Dorfgemeinschaftshaus überlassen."
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Um weitere Einzelheiten zu erfahren, drängten sich fast 50 der 81 Einwohner im bisherigen Schulungsraum der Ortswehr. Und da verstand es sich auch für den ältesten Radener, den 85-jährigen Heinrich Weidemann, von selbst, dass er sich trotz Glatteis auf den Weg zur Versammlung gemacht hatte. Schließlich ist er nicht nur der Senior des Dorfes, sondern Mitbegründer der Wehr, die er jahrelang als Ortsbrandmeister geleitet hatte. Jetzt trieb ihn die Sorge, "sein" Feuerwehrgerätehaus könnte eines Tages verkauft werden und dem Dorf verloren gehen. Darum unterstützte er nachdrücklich die Absicht des Ortsvorstehers, als Ersatz für die Feuerwehr einen Dorfgemeinschaftsverein zu gründen und das Gebäude in ein Dorfgemeinschaftshaus zu verwandeln.
Für Sassenberg eine Selbstverständlichkeit. Schließlich sei es die Aufgabe eines Ortsvorstehers, sich für sein Dorf einzusetzen. Daneben trieb ihn wohl auch ein Stück Familientradition. Schließlich war es sein Großvater, Heinrich Sassenberg, der als Bürgermeister der früher selbstständigenGemeinde Raden einen Teil des Grundstücks im Tausch gegen etwas Ackerland überlassen hatte. Und als das Grundstück wegen eines erforderlichen Erweiterungsbaus zu klein geworden war, halfen die Eltern des jetzigen Ortsvorsteher der Feuerwehr aus der Patsche: Edith und Friedel Sassenberg verkauften dem Dorf das Gelände zum symbolischen Preis von einer Mark pro Quadratmeter.
Seit sich im vorigen Sommer die Auflösung der Feuerwehr abzeichnete, ist Friedhelm Sassenberg dabei, mit der Gemeinde über die Übernahme des Gebäudes durch einen Verein zu verhandeln. Schon jetzt haben sich bei ihm 37 Radener gemeldet, die diesem Verein beitreten wollen, wenn er kommenden März oder April offiziell gegründet wird.
Damit dieser Verein dann sofort seine Arbeit aufnehmen kann, stellte Sassenberg am Donnerstag schon einen kompletten Vorstand vor, der vor der offiziellen Wahl kommissarisch tätig sein wird. 1. Vorsitzender wird Reinhard Peter mit Friedel Witte als Stellvertreter. Dazu Gudrun Schmidt (Kassenwartin), Doris Steding (Schriftführerin), Friedhelm Sassenberg als Ortsvorsteher und Jürgen Tomann aus Bernser Landwehr, der die Interessen jener Bürger vertritt, die zwar nicht mehr in Raden wohnen, aber dennoch der Dorfgemeinschaft treu bleiben wollen.
Gemeinsam mit dieser Arbeitsgruppe hat Thomas Priemer als allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin inzwischen eine Vereinbarung mit dem Ziel entwickelt, das Feuerwehrgerätehaus als öffentliche Einrichtung der Dorfgemeinschaft zu übergeben. Damit sei sichergestellt, dass die Radener auch zukünftig einen Ortsmittelpunkt haben, den eine intakte Dorfgemeinschaft dringend benötigt. Priemer erklärte der Versammlung: "Ich freue mich, dass die seinerzeit als Pilotprojekt in Rannenberg begonnene Übergabe des dortigen Dorfgemeinschaftshauses jetzt hier fortgesetzt wird. In Rannenberg funktioniert das gut, und ich bin sicher: Auch in Raden wird das klappen."
Nachdem die Gemeinde kleinere Sanierungsmaßnahmen am Gebäude durchgeführt hat, wird die Dorfgemeinschaft das Hausrecht erhalten und übernimmt damit auch die Unterhaltungspflichten. Wie Sassenberg betonte, bezieht sich der Vertrag mit der Gemeinde nur auf das Gebäude: "Das gesamte Inventar, die Tische, Stühle, Gläser und das Geschirrgeht ganz in das Eigentum des Dorfes über, denn es wurde von der Feuerwehr mit eigenen Mitteln angeschafft."
Ursprünglich sollte auch die Kameradschaftskasse der Blauröcke an die Dorfgemeinschaft übergeben werden. Doch weil beim Geld bekanntlich die Freundschaft aufhört und die Radener Missverständnisse oder gar Streit vermeiden wollten, haben sie dieses Geld schon im vorigen Jahr ausgegeben - bei einer gemeinsamen Zweitagesfahrt in den Harz.