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Finanzloch in der Erlebniswelt Renaissance: Jetzt haben wieder Kreispolitiker den Schwarzen Peter

EWR: "Zum 31.12. Abwicklung der GmbH..."

Weserbergland (ni). Einmal mehr liegt es im Verlauf der ebenso kurzen wie erfolglosen Geschichte der "Erlebniswelt Renaissance" in der Hand der Politiker, den Konkurs von dem touristischen Prestigeprojekt abzuwenden. Folgen sie der Empfehlung, die der Aufsichtsrat der EWR-GmbH gestern laut seinem Vorsitzenden Rüdiger Butte "einstimmig" verabschiedet hat, ist die Gesellschaft fürs Erste gerettet - und gleichzeitig ihr Ende spätestens am 31. Dezember dieses Jahres besiegelt.

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"Zum 31.12. Abwicklung der GmbH, die bis dahin alle anfallenden Kosten entsprechend dem Gesellschaftervertrag bezahlt", zu dieser Kurzformel fasste Hameln-Pyrmonts Landrat Rüdiger Butte im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung die Empfehlung zusammen, die die Landräte der drei Gesellschafter-Kreise Hameln-Pyrmont, Schaumburg und Holzminden jetzt ihren Kreistagsabgeordneten schmackhaft machen müssen. Ganz akut fehlen 365 000 Euro, um den angefangenen Umbau von Schloss Bevern (Holzminden) fertigstellen zu können. "Und klar ist, dass am Standort Hameln ein weiteres Defizit entstehen wird", dessen Höhe sich aber noch nicht beziffern lasse. Ob dieser Fehlbetrag, wenn er denn auf dem Tisch liegt, ebenfalls noch von den Landkreisen ausgeglichen werden soll, ließ Butte offen. Die Abwicklung der GmbH mit dem Ziel, die EWR-Standorte anschließend "in regionaler Verantwortung unter dem Dach einer Koordinierungsstelle zu betreiben", setze voraus, dass die beiden Baustellen Bevern und Bückeburg abgeschlossen werden, so Butte. Dass im Rahmen der Abwicklung weitere Kosten entstehen, "die von der GmbH zu tragen sind", sei nicht auszuschließen. Bei einem Übergang der einzelnen Projekte in die Regie der jeweiligen Träger vor Ort müsse eine Verknüpfung der Standorte weiterhin gewährleistet sein. Der "Vernetzungs-Gedanke" war seinerzeit ein wesentliches Kriterium für die Vergabe der EU-Mittel, die in das Projekt geflossen sind. Ihnaufzugeben könnte bedeuten, "dass wir Probleme wegen der in Anspruch genommenen Fördermittel bekommen", so Butte. Mit dem Konstrukt einer Koordinierungsstelle als Bindeglied zwischen den einzelnen Modulen hofft man offensichtlich, auf der sicheren Seite zu sein. Das Zentrum der EWR im Hamelner Hochzeitshaus erweist sich in dem ganzen Desaster als besonders schwieriger Fall. Die laufenden Kosten seien wegen der dort installierten aufwändigen Technik immens hoch, die Besucherzahlen reichen bei Weitem nicht, um sie zu decken. Statt der ursprünglich prognostizierten 180 000 zahlenden Gäste werden in diesem Jahr voraussichtlich keine 50 000 die Ausstellung gesehen haben. Buttes Erklärung für die Diskrepanz zwischen Prognose und Wirklichkeit: "Ich bin der Überzeugung, dass die Gesamtkonzeption nicht kundenorientiert war." Denn ganz offensichtlich seien Hameln-Besucher nicht bereit, mehrere Stunden im Hochzeitshaus zu verbringen. Eine grundlegende Überarbeitung des Konzeptes mit dem Ziel, Kosten zu senken und gleichzeitig mehr Menschen mit der Präsentation anzusprechen, sei unerlässlich. Bis zum Ende des Jahres soll dieses Konzept stehen. Bei einer Abwicklung der GmbH nach den Vorstellungen des Aufsichtsrates hätte die Stadt Hameln als Eigentümerin des Hochzeitshauses das bislang hoch defizitäre Zentrum am Hals - im Falle einer Insolvenz allerdings auch. "Eine Antwort auf die Lösung dieses Problems haben wir noch nicht", gestand Butte ein. Sagte aber auch: "Nicht nur den Gesellschaftern, sondern auchdem Land liegt daran, dass das Image des Weserberglandes keinen Schaden nimmt" - was bei einer Schließung des Zentrums zweifellos der Fall wäre. Um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, seien "noch viele Gespräche nötig". Zu welchem Ergebnis sie führen scheint zurzeit noch völlig offen.

Ganz akut fehlen 365 000 Euro, um den angefangenen Umbau von Schloss Bevern (Holzminden) fertigstellen zu können.



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