Dabei konnte der 42-Jährige, der als gelernter Bankkaufmann heute bei einem Finanzdienstleister beschäftigt ist, anfangs auch nur etwas mit den Zahlen auf dem Zifferblatt anfangen. Was sich im Blech- oder Holzgehäuse abspielte, war ihm völlig fremd, als er "für 50 Mark" die nicht mehr funktionierende Mutteruhr eines Bahnhofs erwarb. So nennt der Fachmann das elektrisch betriebene Werk, das den vielen "Nebenuhren" im Bahnhofsbereich regelmäßige Impulse gab. Im heutigen Quarz- und Funkuhrzeitalter haben diese Chronometer natürlich längst ausgedient.
Doch Sammler Eckardt ließ das Fundstück keine Ruhe. Die von ihm befragten Uhrmacher konnten ihm nicht helfen, bis er schließlich über das Internet einen Experten bei Vlotho ausfindig machte. Das war vor zehn Jahren. Seither hat er wohl jedes Pendel wieder zum Schlagen gebracht.
Inzwischen besitzt er allerlei Fachliteratur, wagt sich auch an schwierige Innenleben und ist trotz drohender Platznot immer noch auf der Suche nach Raritäten. Kürzlich war er mit seinem seltenen Hobby sogar Interviewpartner des "Deutschlandradio", dessen Mitarbeiter eigens nach Lauenau gekommen waren.
So konnte er vor dem Mi
krophon erzählen, dass Elek
trouhren zwischen 1920 und 1970 produziert wurden. Sie waren vorwiegend bei der Bahn, jedoch auch auf Flughäfen, in Betrieben und überall dort zu finden, wo es in einem Bereich auf exakt übereinstimmende Zeitmessungen ankam. Der Strom sollte außerdem menschliche Unzulänglichkeit ausschalten: Die Impulse aus der Steckdose heben zum Beispiel im Minutenabstand die Gewichte, stellen die Nebenuhren im Sekundentakt weiter oder sorgen für einen Gleichschlag des Pendels. Bei Energieausfall überbrückten Akkus oder Batterien die Zeit. Im Laufe der Jahre hat Eckardt die unterschiedlichsten Techniken kennengelernt und etwaige Defekte behoben: "Erstaunlicherweise habe ich nie einen Flop erlebt", wundert sich der Hobby-Handwerker über seine Reparaturerfolge.
Fast zu jeder Uhr könnte er eine Geschichte erzählen: zum Beispiel über eine Nebenuhr aus dem Leipziger Hauptbahnhof, über ein altes Schweizer Fabrikat mit einer speziellen Technik oder aber über den zentralen Zeitmesser, der früher im hannoverschen NDR-Funkhaus hing und heute im extra angefertigten Holzgehäuse das Wohnzimmer ziert. Ganz besonders stolz ist der Tüftler aber auf die ehemalige Uhrenzentrale des Dillenburger Bahnhofs oder auf komplette Anlage eines Flughafens. Da hat er sich doch tatsächlich selbst an die Arbeit gemacht, lange Kabelbäume neu verlegt, Relais angeschlossen und das Ganze ineinen nagelneuen Stahlschrank verpackt. Das Werk könnte glatt zum Gesellenstück eines Elektromechanikers werden.
Aber immer wieder kommt der Eisenbahnfan auf die Bahnhofsuhren zurück. Eines dieser großen Exemplare tickt auf dem Balkon, ein anderes hat er vor einem Jahr den örtlichen Eisenbahnfreunden über dem Eingang zu ihrem Klubraum in der Coppenbrügger Landstraße aufgehängt. Das restaurierte Gehäuse leuchtet sogar in der Farbe Blau -wie im Originalzustand.