Demnig teilte mit, dass gegenwärtig 217 deutsche und österreichische Kommunen die Aktion unterstützen. Etwa 11 000 Gedenkquader habe er bislang verlegt. Auf deren Oberseite teilt eine zehn mal zehn Zentimeter messende Messingplatte anhand weniger Zahlen und Wörter - eingehämmert per Schlagbuchstaben - Name, Daten und Schicksal des Opfers mit. Ein Vergleich mit den Zahlen vom Dezember 2006 (195 Städte, 10 000 Steine), als der Künstler in Bückeburg auf Friedrich Muckermann sowie die Kaufmannsfamilie Rautenberg und die Arztfamilie Benario aufmerksam machte, führt die stetig steigende Akzeptanz der vor 14 Jahren als "Kunstwerk für Europa" angelegten Aktion vor Augen. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", gab der Initiator zu verstehen.
Gestern kamen zwei Steine für Bertha und Julius Meyer (Obertorstraße 6), vier für die Familie Berl (Lange Straße 66) und drei für die Familie Weihl (Schulstraße 1) zur Verlegung. Emil Weihl, seine Frau Ilse und sein Sohn Otto, die an der Schulstraße ein "Manufactur- und Confections-Geschäft" betrieben, überlebten die NS-Zeit durch Flucht ins Ausland. In der Familie Berl führte nicht zuletzt der Boykott jüdischer Geschäfte im Juni 1933 zum Tod von Vater Emil. Im Sommer 1935 wurden dessen Witwe Grete zur Aufgabe ihres Webwarengeschäfts gezwungen. Gemeinsam mit den Kindern Helga und Horst gelang ihr die Flucht nach Brasilien.
An der Obertrostraße trug die Geschichtswerkstatt Stationen aus dem Leben der Geschwister Meyer vor. Bertha (Jahrgang 1868) und Julius (1875) führten das Bankhaus Nathan Meyer, das am 5. Januar 1939 infolge der "Arisierung jüdischer Geschäfte" erlosch. In der Folgezeit diente das Gebäude als "Judenquartier", indem außer Meyers weitere jüdische Bückeburger untergebracht waren. Am 28. Juli 1942 wurde das Geschwisterpaar deportiert und im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet.