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Schaumburger verschleppen Unternehmer / Bande gefasst / Unschuldige geraten unter Tatverdacht

Entführer: "Wir töten dich oder deine Familie"

Landkreis/Bad Münder (ube). Die Entführung eines reichen Geschäftsmannes (31) aus Bad Münder war der spektakulärste erpresserische Menschenraub in der heimischen Kriminalgeschichte. An ihm waren maßgeblich Täter aus Auetal-Rehren, Sachsenhagen und Lindhorst beteiligt (wir berichteten). Anfang kommender Woche wird die Sonderkommission der Polizeiinspektion Hameln der Staatsanwaltschaft Hannover ihre Ermittlungsakten zuschicken. Auf 1500 Seiten schildern Beamte des Zentralen Kriminaldienstes wie es ihnen gelang, sowohl einer gefährlichen Erpresserbande das Handwerk zu legen als auch das Leben des Opfers und seiner Familie zu schützen.

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Die Beweise und Indizien - da sind sich die Soko-Ermittler sicher - werden die sechs Tatverdächtigen überführen. "Menschenraub ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen, für das das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren vorsieht", sagt der Leiter der Soko, Kriminalhauptkommissar Axel Brünger. Bei der Suche nach den Erpressern, die - sollte man ihre Forderung nicht erfüllen - mit der Ermordung von Menschen gedroht hatten, gerieten auch zwei unbescholtene Bürger aus Lindhorst ins Visier der Fahnder. Das Kindermädchen des zunächst Entführten hatte - ohne es zu wollen - die Aufmerksamkeit auf Rainer M. (60) und Osman B. (31) gelenkt. "Wir hatten herausgefunden, dass sich die Erpresser in Lindhorst versteckt hielten", sagte gestern Inspektionssprecher Schedlitzki. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die erste Geldübergabe platzte, fuhr das Kindermädchen von Bad Münder nach Lindhorst." War diese Frau das Bindeglied zwischen Opfer und Täter? Die Fahnder konnten es nicht ausschließen. Wie sich später herausstellte, hatte die junge Frau nichts mit dem Verbrechen zu tun. Sie wusste nicht, dass Mitglieder der Tätergruppe in Lindhorst wohnten und dass am 12. Dezember das Geld übergeben werden sollte. Da der Entführte mit Waffengewalt verschleppt worden war und die Täter als unberechenbar eingestuft wurden, überließ es die Hamelner Polizei einem schwer bewaffneten Spezialeinsatzkommando, das Haus, in dem Rainer M. und Osman B. wohnen, zu stürmen. Der Zugriff erfolgte um 21 Uhr. Denüberraschten und geschockten Verdächtigen wurden Handschellen angelegt. Den Rest der Nacht verbrachten sie in einer Zelle. "Schon nach wenigen Stunden hat sich herausgestellt, dass weder das Kindermädchen noch Osman B. und Rainer M. etwas mit der Entführung zu tun haben", so Schedlitzki. "Bei den Wohnungsdurchsuchungen wurde nur entlastendes Material gefunden." Osman B., der ein Trockenbau-Geschäft in Lindhorst führt, war erleichtert, dass sich alles aufgeklärt hat. "Ich bin froh, dass die Wahrheit so schnell ans Tageslicht gekommen ist. Nun soll auch jeder wissen: Ich bin unschuldig." Das Land Niedersachsen wird den Schaden, der an den eingedrückten Türen entstanden ist, übernehmen. Polizeidirektor Bernd Wiesendorf bittet um Verständnis: "Gegen die beiden Männer bestand anfangs dringender Tatverdacht. Wir haben mit ihnen gesprochen und ihnen die Umstände erläutert." Im Eifer des Gefechts waren am Tag der zweiten Geldübergabe (15. Dezember) zwei Ermittlungsbeamte des Zentralen Kriminaldienstes Hameln kurzzeitig festgenommen worden. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) hatte das Haus eines Tatverdächtigen beobachtet. Das Team, das auf die Festnahme von bewaffneten Straftätern spezialisiert ist, hielt die Zivilkollegen für Erpresser - und griff zu. Grund für das Versehen: Niemand hatte den SEK-Männern über Funk mitgeteilt, dass der Gesuchte vor wenigen Minuten im Haus seines Bruders dingfest gemacht worden war.




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