Stadthäger Michael Pilarczek macht sich an der Berufsschule unentbehrlich / Job-Center: So hohe Quote nicht erwartet
"Ein-Euro-Jobber": 15 Prozent bekommen festen Job
Stadthagen (sk).
Ein Instrumentarium, um Langzeitarbeitslosen wieder einen Einstieg in den "Ersten Arbeitsmarkt" zu ebnen, sind die so genannten Arbeitsgelegenheiten (AGL), besser bekannt unter dem Namen "Ein-Euro-Job". 500 dieser Jobs - die Zahl ist begrenzt durch das Budget des Job-Centers Schaumburg und passende Stellen - besetzt das Job-Center ständig. Für 15 Prozent der "Ein-Euro-Jobber" endet die Maßnahme in einem festen Arbeitsverhältnis. Diese erfreuliche Quote habe bei Einführung der AGL vor zwei Jahren niemand erwartet, so Bernhard Klare, Controller im Job-Center.
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Das "Ereignis" Festanstellung ist unter anderem für den Stadthäger Michael Pilarczyk eingetroffen. Der 42-Jährige ist seit November vergangenen Jahres als "sozialpädagogische Hilfskraft" an den Berufsbildenden Schulen Schaumburgs (BBS) in Stadthagen tätig und hat sich unentbehrlich gemacht - mit erfreulichen Folgen: Das Niedersächsische Kultusministerium hat für Pilarczyk eine Vollzeitstelle geschaffen. Der Stadthäger leitet die Caféteria der Schule, einen wichtigen sozialen Treffpunkt, bietet unter anderem Projekte im Sport- und Computerbereich an. Pilarczyk ergänzt den Sozialdienst im 2000 Schüler zählenden Schulsystem, ist geschätzter Ansprechpartner sowohl für Schüler als auch für die Pädagogen.
Zwei Jahre lang hatte Pilarczyk das Kneipencafé der "Alten Polizei" betreut. Dann wurde die Stelle eingespart. Michael Pilarczyk bezog bis 2005 Arbeitslosengeld. Im August 2005 schließlich vermittelte ihn das Job-Center an die BBS. Dessen Leiter Jürgen Steltner zeigte sich offen für die Einrichtung eines "Ein- Euro-Jobs". Ob aus solch einer neu geschaffenen Arbeitsgelegenheit eine sozialversicherungspflichtige Anstellung wird, liege entscheidend am Einsatz des "Jobbers"; die Motivationslage sei wichtig, so Job-Center-Geschäftsführer Michael Stemme. Pilarczyk sei ein ideales Beispiel dafür. Stemme: "Der Kunde muss mitmachen wollen!"
Eigener Antrieb und die Hilfe des Job-Centers haben auch Dirk Ladage (53) "nach vorn" gebracht. Ladage, der heute in Bückeburg lebt, war 30 Jahre als Lebensmittelkaufmann in Hessisch Oldendorf tätig bis sich der kleine Betrieb, in dem er arbeitete, nicht mehr rentierte. Dirk Ladage wurde in seinen "Fünfzigern" arbeitslos, versuchte aber "alles in meiner Branche", um wieder Arbeit zu bekommen. Vergeblich. Das Stadthäger Job-Center vermittelte Ladage schließlich eine Arbeitsgelegenheit beim DRK. Der ehemalige Einzelhändler fuhr den Lieferwagen für die "Tafel" und kam mit dem Job gut klar. Ladage: "Ich war froh, dass ich eine Beschäftigung hatte." Probleme mit dem Wiedereintritt in die Arbeitswelt hatteder 53-Jährige nicht. Ladage: "Ich bin Arbeit gewohnt, und rumhängen möchte ich nicht." Im Gegenteil. Der Wechsel ins "Transportwesen" motivierte den Bückeburger. Auf Kosten des Job-Centers erwarb er den Lkw-Führerschein und trat im Januar 2007 - wiederum vermittelt durch das Job-Center - ein Praktikum in der Bückeburger Spedition Siltmann an. Nach dessen Ende war Ladage zwar 14 Tage "zu Hause" - aber die Spedition meldete sich wieder. Von Februar bis März fungierte Ladage als Aushilfsfahrer. Mitte März erhielt er schließlich einen Zeitvertrag. In seinem neuen Job verdient er zwar keine "Reichtümer". Aber, so Ladage: "Ich bin vollauf zufrieden."
Den heute 21-jährigen Stadthäger Sebastian Hinz erwischte die Arbeitslosigkeit gleich nach seiner Ausbildung zum Technischen Assistenten für Informatik. Nach Tätigkeiten in der Schaumburger Initiative gegen Arbeitslosigkeit (Siga) und in der "Integra" vermittelte ihm das Job-Center ein Praktikum in einem kleinen Stadthäger Betrieb für PC-Servicetechnik. Auch dort kam es nach Ablauf des "Ein-Euro-Jobs" schließlich zur Festanstellung. Weil der Betrieb schließen musste, verlor Sebastian Hintz im Juni seinen Job im "Ersten Arbeitsmarkt" wieder. Aber in diesem hat er erst einmal Fuß gefasst, engagiert sich jetzt in einer Maßnahme zur beruflichen Integration.