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Gespräch mit Pastor Reiner Rinne / Erstes Jahr als Seelsorger in Bad Eilsen vollendet

Diktat des Rotstifts: 1000 Dorfkirchen in Deutschland ohneÜberlebenschance

Bad Eilsen (sig). Eine alte Volksweise sagt: "Aller Anfang ist schwer." Auf Pastor Reiner Rinne, Nachfolger von Hans-Peter Fiebig, trifft das offensichtlich nicht zu. Zumindest nicht für sein vor einem Jahr übernommenes Amt als geistliches Oberhaupt der evangelischen Kirche in Bad Eilsen. Für ihn fällt die Bilanz dieser Phase positiv aus.

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"Wir haben uns schnell aneinander gewöhnt - die Gemeinde und ich; im Grunde gab es auch keinen Anlass für Berührungsängste", versichert der Theologe. Auf beiden Seiten seien engagierte Christen am Werk, die ihre Kirche mit Leben füllen wollen. Rinne: "Hier gibt es sehr viele Menschen, die sich bei den verschiedensten Aufgaben einbringen, zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt und beim Sommerfest rund um die Christuskirche, aber auch in den zahlreichen Gruppen und Kreisen. Auch die Zusammenarbeit mit Pastor Lutz Gräber, der zusätzlich als Landesjugendpastor eine sehr effiziente Jugendarbeit leistet, ist sehr zu loben." Reiner Rinne freut sich auch über die gute Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und dem Gemeindekirchenrat, die unter anderem das kürzlich ins Leben gerufene Projekt der "Offenen Kirche"nachhaltig unterstützen. Zu den weiteren Pluspunkten der kirchlichen Arbeit zählen für Reiner Rinne die Prädikantin Ruth Everding mit ihrem umfangreichen Engagement, der Posaunenchor Bad Eilsen - Rolfshagen, der Gospelchor und der zugleich als Kantorei wirkende Gemischte Chor Eilsen. Die Familie Winkelhake - Everding gehört ohnehin zu den Aktivposten der heimischen Kirchengemeinde; sie setzt sich unter anderem nach Kräften bei der Tschernobyl-Hilfe für weißrussische Kinder ein. Lob spendet Rinne auch den beiden Organisten Nadine Scholz und Immanuel Kressin. Trotz dieser positiven Rahmenbedingungen gäbe es natürlich noch reichlich zu tun in der Kirchengemeinde, versicherte Rinne. Auch ihm liegt besonders die Jugend am Herzen, die es nach der Konfirmation nicht mehr sehr häufig ins Gotteshaus zieht. Den Eilser Seelsorger stört die Tatsache, dass die Kirchen meistens nur an den besonderen Feiertagen gut gefüllt sind. Die Chance, das zu ändern, besteht nach Ansicht von Reiner Rinne bereits im Kindergarten und danach in der Schule, vor allem aber im Elternhaus. Der Theologe weiter: "Kirche ist kein Selbstzweck, wir wollen den Glauben an Jesus Christus möglichst vielen Menschen nahe bringen. Er soll zu einer ständigen Inspiration werden. Es hilft uns nichts, wenn oben alles scheinbar schön ist, aber die Wurzeln unseres Glaubens ihre Funktion verlieren." Zu den Aufgaben die Reiner Rinne besonders gern wahrnimmt, gehört die Betreuung der Bewohner der Seniorenheime, insgesamt elf. Rinne: "Ich halte dort von Zeit zu Zeit Andachten ab; es ist mir wichtig, diese Menschen zu begleiten und ihnen die nötige Zuwendung zu geben." Aber er sieht auch die Probleme, die auf die Christen in Deutschland zukommen. Die Notwendigkeit, den Rotstift anzusetzen, mache vor der Kirche nicht Halt. Das bedeute zum Beispiel, dass im Laufe der nächsten Jahre an die 1000 Dorfkirchen keine Überlebenschance mehr hätten. Wenn das auch für die katholische Kirche in Bad Eilsen gelten sollte, könnten deren Gottesdienste durchaus in der Christuskirche abgehalten werden, versicherte Rinne. Der Seelsorger betrachtet Bad Eilsen als ein Kompetenzzentrum der Pflege - vom Kurgast bis zu den Senioren. Rinne: "Unsereälter werdende Gesellschaft muss sich zunehmend mit solchen Aufgaben befassen, wie die Pflege von Angehörigen." Und das treffe nicht nur für einige wenige Jahre zu.




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