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Der Letzte seiner Art

Escher (rnk). Die Krönung seines politischen Lebenswerks blieb ihm verwehrt. Mitte der achtziger Jahre hatten sich CDU und WGA auf eine Koalition verständigt, nach der Hälfte der Legislaturperiode sollte Heinz Rehmert das ehrenamtliche Bürgermeisteramt für gute zwei Jahre übernehmen. Es wäre der äußere und sichtbare Lohn für ein Leben gewesen, das nicht nur in der Politik mehr ergab als die Summe der einzelnen Teile. Es kam damals im Gemeinderat anders, der Posten fiel Ursula Sapia in den Schoß. Rehmert nahm es gelassen: So ist Demokratie - und sie ist nicht immer gerecht.

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Heinz Rehmert war der Letzte seiner Art. Positiv und zielorientiert stets nach vorn blickend, verstand sich der Escheraner stets als Teil der Lösung und nicht des Problems. Frei von persönlichen Eitelkeiten verband er das Pragmatische mit dem Nützlichen und dem Menschlichen. Viele Jahre bevor Kennedy forderte, sich selber zu fragen, was man für die Gemeinschaft leisten kann, war Rehmert diese Aufgabe längst in Fleisch und Blut übergegangen. Was sich vor allem in seinem Einsatz in der Politik zeigte: Seit 1956 war er Mitglied im Gemeinderat, nach der Gebietsreform Beigeordneter, bis 1996 vertrat er die Gemeinde als Vize-Bürgermeister: Unaufgeregt, zielstrebig und kompetent verband er sein Wissen um die Möglichkeiten der Politik mit dem, was er vielleicht den menschlichen Faktor genannt hätte. Rehmert suchte stets die Lösung jenseits des eigenen politischen Lagers. Nicht zuletzt deshalb war er ein gern gesehenes Mitglied in all' den Ausschüssen, Vorständen und Gremien, in denen er in vier Jahrzehnten vertreten war. In Escher, wo er nach der Heirat mit seiner Ehefrau Ilsa den Hof der Schwiegerelternübernommen hatte, gründete er den Schützenverein und war viele Jahre die treibende Kraft des Männergesangvereins, mit dem er jedes Jahr zum Frühlingssingen lud, seine Mitgliedschaft in der Feuerwehr versteht sich fast von selbst. 40 Jahre war er zudem Ortsvorsteher, weil dieser Einsatz dem entsprach, was Rehmert stets auch von sich forderte: Vorgelebter Einsatz statt stetiger Lippenbekenntnisse fördert die örtliche Gemeinschaft immer noch am stärksten und schnellsten. In der Rangliste großer Persönlichkeiten, die sich um das Auetal und um ihren Ort weitaus verdienter gemacht haben, als es heute der Regelfall ist, wird Heinz Rehmert, der am Dienstag mit 80 Jahren gestorben ist, stets einen der vorderen Plätze einnehmen. Niemand, der ihn gekannt hat, wird ihn je vergessen.




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