„Ich will das aber nicht als Verwaltungsschelte verstanden wissen“, betont die CDU-Politikerin. „In vielen Fällen weiß ich gar nicht, wer überhaupt zuständig ist.“ Dabei zählt Joumaah – ergänzt durch andere Mitglieder des Ortsrates auf: Grundstücke werden nicht gepflegt und verwildern, Hinweisschilder sind verschmutzt, an Glascontainern stapelt sich Müll, der dort nicht hingehört.
Letzteres stieß vor allem Hubertus Wöllenstein bitter auf. Er plädierte dafür, alle Wertstoffinseln aus dem Stadtgebiet zu verbannen. „Die müssen aus dem Stadtgebiet verschwinden“, forderte er während der hitzigen Debatte, die auch mit Zuhörern der Sitzung, Politikern und Tobias Pischel als Vertreter der Verwaltung geführt wurde. Gegen diese Forderung wehrten sich wiederum andere – schließlich müssten vor allem ältere Münderaner weiterhin die Möglichkeit haben, ihr Altglas ortsnah entsorgen zu können.
Der Forderung, dass die Kreisabfallwirtschaft, die für die Sauberkeit der Wertstoffinseln sorgen soll, einfach „einmal öfter“ an den Problemstellen vorbeischauen solle, entgegnete Uwe-Peter Keil (SPD): „Die sind am nächsten Tag trotzdem wieder voll.“ Besonders verschmutzt ist nach Ansicht einiger Anwohner offenbar die Sammelstelle auf dem Aldi-Parkplatz an der Süntelstraße. Auch in dieser Woche stapelten sich dort Camping-Toiletten, alte Elektrogeräte und weiterer Sperrmüll zwischen den Containern.
Bad Münder wird gefühlt immer schmutziger – eine Ansicht, die unter den Politikern teilweise für Resignation sorgte. Vor allem Thomas Konior, Ortsverbandsvorsitzender der CDU, war dies anzumerken: „Was kommt am Ende der Debatte raus? Dass wir darüber gesprochen haben.“ Dem Vorstoß von Joumaah, sich besonders schmutzige Stellen oder Orte mit ungeklärter Zuständigkeit anzuschauen, entgegnete er: „Dann sehen wir wieder das Offensichtliche, haben aber trotzdem keine Lösung.“ Das Thema werde seit Jahren diskutiert.
Die Sitzung war zwischenzeitlich unterbrochen worden um Äußerungen von Zuhörern zuzulassen. Dies wurde auch genutzt – auch, um die Stadt und den Bauhof in die Pflicht zu nehmen. Daraufhin schaltete sich widerrum Pischel in die Debatte ein: „Dem Vorwurf, die Stadt tue nichts, oder da halte nur jemand die Schaufel, dem widerspreche ich vehement.“ Dabei bekam er auch Unterstützung von vielen Politikern, darunter auch Joumaah, die auf fehlendes Personal und hohen Krankenstand beim Bauhof hinwiesen. Pischel räumte aber ein, dass Mitarbeiter, die sonst Anwohner auf ihre Reinigungspflicht aufmerksam machten, derzeit für Wahlen eingespannt seien.
Nach hitziger Debatte, die von den Zuhöhern teils mit Kopfschütteln begleitet wurde, einigte sich der Ortsrat dann doch auf eine Begehung – einen Termin müsse man aber noch finden.
Die Standorte für Glascontainer werden von der Firma Tönsmeier ausgesucht und von der Kreisabfallwirtschaft (KAW) regelmäßig gereinigt – laut KAW passiert das mindestens einmal im Monat. Die Idee, Sammelstellen außerhalb der Orte einzurichten, hält Ulrich Kaufmann, stellvertretender Betriebsleiter der KAW, für falsch: „Dort fehlt die soziale Kontrolle.“ Seiner Ansicht nach sollten die Container gut einsehbar in der Nähe sein – damit Anwohner Sünder beobachten und melden könnten.
Eine weitere Wertstoffinsel ist derweil schon verschwunden – nachdem an der Wermuthstraße bereits keine Container mehr stehen, wurde auch die Annahmestelle am Laurentiusweg an der Sporthalle abgebaut. Auf Nachfrage dieser Zeitung sollen die Container nicht wieder aufgestellt werden. Altglas kann also nur noch an der Deisterallee, Rahlmühler Straße, Süntelstraße und auf dem Schützenplatz eingeworfen werden.