Die Suthfelderin hat ein besonderes Verhältnis zu Holz. Besonders alte Eichen-Fachwerkbalken seien bereits Kunstwerke, denen sie mit bildhauerischen Mitteln eine eigene Prägung gibt. Das spektakulärste Stück unter den zehn Exponaten ist das etwa 200 Millionen Jahre alte versteinerte Holz aus den Obernkirchener Sandsteinbrüchen.
Themen findet die Künstlerin in der Bibel sowie in der ägyptischen, griechischen oder germanischen Mythologie: "Wenn ich die Balken sehe, geht die Fantasie mit mir durch." Aus dem unverwechselbaren Naturmaterial werden immer Menschen. Sind es Ahnen, Hausgeister oder Zeitzeugen? "Das soll der Betrachter entscheiden", regt Falkenhagen zum Dialog an.
Die Geschichte des Materials fasziniert die Bildhauerin und langjährige Kunsterzieherin am Nenndorfer Gymnasium: Generationen von alten Nägeln als Spuren der Menschen, die mit diesen Balken gearbeitet haben, seien Sinnbilder für deren Zeit und Schicksal. "Unsere Vorfahren waren noch keine Wegwerfgesellschaft. Sie verwendeten die Balken aus den alten Häusern stets in neuen wieder." Sie sehe die Fachwerkarbeiten als "Zeitbrücken", als Verbindung von Kunst und Geschichte.
Bei der Suche nach dem selten gewordenen Material könne sie im Kontakt mit den Menschen, meist Landwirte und Zimmerleute, gedanklich "in der Geschichte zurückspazieren". Jeder Stamm sei anders, enthülle seine Individualität erst beim Bearbeiten. Und die Arbeit am eisenharten Holz sei durchaus Knochenarbeit. Stundenlang stehe sie mit Kettensägeund Schutzmaske in einer Staubwolke im Garten, berichtet Falkenhagen vom "Zweikampf: das Holz und ich". Erst wenn die Balken mit Stahlbürsten gereinigt sind, könne sie sich künstlerisch damit auseinandersetzen. "Eigentlich habe ich aus Protest mit dieser Arbeit angefangen", erinnert sich die Bildhauerin an 1969, "als in Bad Nenndorf viele alte Gebäude abgerissen wurden und der Ort sein Gesicht verloren hat". Falkenhagen möchte ein Bewusstsein wecken: "Jedes abgerissene Fachwerkhaus ist ein Verlust." Die Künstlerin will die Balken "als Zeugen einer vergangenen Zeit" vor dem endgültigen Vergessen bewahren. Zu sehen bis zum 10. Mai.