Serie "Schandflecken": Wohnhaus in Exten steht 25 Jahre leer
"Das Haus wird dann wohl irgendwann abgerissen..."
Exten (clb).
Ein an sich architektonisch gut geschnittenes Haus, idyllisch gelegen und mitten im Herzen Extens, wirkt mit seinen verbarrikadierten Fenstern und bröckelnden Fassaden wie ein Schandfleck - und beim genauen Betrachten fast schon etwas unheimlich.
Die Rede ist von dem seit mehr als zwei Jahrzehnten leer stehenden Wohnhaus am Anger: Seit 25 Jahren wohnt niemand mehr dort und seit 25 Jahren hat sich auch nichts mehr getan.
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"Schade, dass das Haus jetzt so verkommt", bedauert Egon Könecke, der selbst dort geboren und mit seinen sechs Geschwistern zusammen aufgewachsen ist. Sein Vater habe dort bis Mitte der fünfziger Jahre seine eigene Schneiderei geführt, aufgrund von Schulden sei das Haus dann in den Besitz der Nachbarfamilie Lücke gekommen.
"Bis 1980 haben wir selbst noch dort gewohnt und sind dann ein Jahr später in die Meierstraße umgezogen", erklärt Könecke. "Seit 1982 steht das Haus nun leer, von den neuen Eigentümern hat dort nie jemand gewohnt!" Obwohl es zwischenzeitlich Gerüchte gegeben habe, erinnert er sich, dass einer der beiden Söhne etwas mit dem Grundstück vorgehabt hatte.
Um das Haus von der Pike auf herzurichten und wieder in einen bewohnbaren Zustand zu bringen, müsste es komplett saniert werden. Egon Könecke: "Das Mauerwerk hat sich abgesetzt, so dass Feuchtigkeit in die Wände eindringt, es gibt dort keine sanitären Einrichtungen, keine elektrische, sondern nur eine Ofenheizung sowie nur eine Wasserleitung, die sich im Keller befindet, und auch der Fußboden müsste von Grund auf erneuert werden", erinnert er sich, spekuliert aber, dass der Kostenaufwand für all diese Maßnahmen - damals wie heute - wohl viel zu hoch gewesen wäre.
Burkhard Lücke, dessen Mutter nach seiner eigenen Aussage jetzt offizielle Eigentümerin des leer stehenden Hauses ist, reagiert im Gespräch mit unserer Zeitung kurz angebunden: "Ich weiß nicht, was die Presse das angeht!" Auf die Nachfrage, was denn in Zukunft mit dem Haus geschehen soll, ist er ebenfalls nicht bereit, nähere Auskünfte zu geben. "Es wird dann wohl irgendwann abgerissen", lautet seine einzige Äußerung.
Könecke hingegen sind die Abrisspläne völlig neu. "Davon habe ich noch nichts gehört", erklärt er leicht erstaunt.
Im Dorf sind die Reaktionen auf den "Schandfleck" sehr verhalten, kaum jemand will sichöffentlich zu dem offenbar heiklen Thema äußern. Und auch die Stadt darf erst dann einschreiten, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist, zum Beispiel durch herunterfallende Dachziegel - was jedoch hier nicht der Fall ist.