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CDU-Ratsherr Nolting regt "Rodung" an / Beispiel Osnabrück: Kreisweit 1400 Schilder entsorgt

Bunter Schilderwald für 45 000 Euro im Jahr

Rinteln (wm). Wie viele Verkehrsschilder gibt es in Rinteln und den Ortsteilen? Die Stadtverwaltung als untere Verkehrsbehörde weiß es nicht - niemand hat sie gezählt. Wer durch die Altstadt fährt, hat in manchen Straßen den Eindruck, alle 20 Meter steht ein Schild.

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Es gibt zwar keine Zahl für die Schilder, dafür aber eine, die sagt, was Schilder kosten können: 45 000 Euro hat die Stadt Rinteln in den Etat dafür eingesetzt. Für den CDU-Ratsherrn Dr. Dietmar Nolting Grund genug, in einer Finanzausschusssitzung nachzufragen, ob diese Summe nicht etwas übertrieben sei. 26 000 Euro, berichtet Erster Stadtrat Jörg Schröder auf Anfrage, seien im Vorjahr für Verkehrsregulierung ausgegeben worden und dazu zählten neben Verkehrsschildern auch Markierungen auf den Straßen - "und die nutzen sich eben ziemlich schnell ab". Dass sich Nolting dafür einsetzt, den Schilderwald etwas zu roden, ist kein Zufall. Nolting ist ADAC-Syndikus, und dieser Verband predigt seit Jahren, Autofahrer sähen im allgemeinen Schilderwald manchmal das Schild, auf das es wirklich ankommt, schon gar nicht mehr. Laut Straßenverkehrsordnung gibt es 648 verschiedene Verkehrsschilder, die zu 1800 Kombinationen zusammengestellt werden können. Nolting will allerdings keine Kommission für einen Kahlschlag im Schilderwald ins Leben rufen, sondern sieht die Sache eher pragmatisch: "Man sollte lieber bei jedem abgängigen Schild prüfen, ob es tatsächlich ersetzt werden muss, und ganz genau hinschauen, bevor man neue aufstellt." Damit allein schon müsste sich die Zahl der Verkehrsschilder in Rinteln reduzieren lassen. Für Nolting ein Vorbild ist dabei der Landkreis Osnabrück und besonders die 13 000-Einwohner-Gemeinde Bohmte. Unter Regie des Landkreises sind im ersten Schritt 1400 Verkehrsschilder in zehn Gemeinden "entsorgt" worden, schildert Kerstin Schubert von der Gemeinde Bohmte. Die Gemeinde will jetzt sogar noch einen Schritt weiter gehen und nimmt an einem EU-Projekt teil mit dem Ziel, im Zentrum des Ortes auf alle Verkehrsschilder zu verzichten - nach dem Motto: "Rücksicht statt Regeln." Vater des Projekts ist der niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman, der die Auffassung vertritt: Je mehr Regeln es gibt, desto mehr geht das auf Kosten der Fußgänger und Radfahrer. "Das Einzige, was ich wissen muss, wenn ich in eine Stadt hineinfahre, ist, dass es eine Stadt ist", sagt Monderman. In der Theorie höre sich das gut an, sagt Jörg Schröder, doch die Bürger reagierten selbst zwiespältig, wenn es um die Verkehrsregelung gehe. Kaum eine Ortsratssitzung, in der nicht neue Verkehrsschilder oder Markierungen gefordert werden, weil man Autofahrer besser disziplinieren will. Beispiel Deckbergen, wo die Osterburgstraße verkehrsberuhigt werden soll, Beispiel Doktorseeweg, wo neue Schilder aufgestellt werden sollen, damit die An- und Abfahrt zur Deponie besser klappt. Beispiel Dingelstedtwall: Es gibt keine andere Straße in Rinteln, die faktisch bereits derart verkehrsberuhigt ist, weil extrem eng, zugestellt mit parkenden Fahrzeugen, unübersichtlich mit engen Kurven. Trotzdem haben die Anwohner durchgesetzt, dass jetzt neue Verkehrsschilder und Markierungen kommen. Auf der anderen Seite sieht auch Schröder wie die Verkehrsexperten beim ADAC, dass mit der Schilderflut auch deren Akzeptanz abnimmt. Im Grunde könnte man alle 30-km/h-Schilder aus der Innenstadt entfernen - das tatsächlich gefahrene Tempo würde sich dadurch wohl kaum ändern.




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