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Demografischer Wandel ist hier schon lange Wirklichkeit / Doch der Kurort schrumpft weiter

Bad Pyrmont ist vielen Städten 20 Jahre voraus

 

Bad Pyrmont. Weniger, älter, bunter – der demografische Wandel hat Bad Pyrmont schon lange fest im Griff. Worauf sich andere Städte erst noch einstellen müssen, ist in der Kurstadt schon lange Wirklichkeit. „Wir haben den demografischen Wandel sogar schon hinter uns“, schmunzelt Kurdirektor Heinz-Hermann Blome. „Die Verteilung der Altersgruppen in Bad Pyrmont entspricht schon heute in etwa der, die bundesweit für 2030 prognostiziert wird“, bestätigt der Bielefelder Bevölkerungsforscher Prof. Dr. Herwig Birk. In der Kurstadt besteht darum auch schon lange Konsens in der Frage, dass dies als Chance begriffen werden müsse.

Autor:

Hans-Ulrich Kilian
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Bad Pyrmont. Weniger, älter, bunter – der demografische Wandel hat Bad Pyrmont schon lange fest im Griff. Worauf sich andere Städte erst noch einstellen müssen, ist in der Kurstadt schon lange Wirklichkeit. „Wir haben den demografischen Wandel sogar schon hinter uns“, schmunzelt Kurdirektor Heinz-Hermann Blome. „Die Verteilung der Altersgruppen in Bad Pyrmont entspricht schon heute in etwa der, die bundesweit für 2030 prognostiziert wird“, bestätigt der Bielefelder Bevölkerungsforscher Prof. Dr. Herwig Birk. In der Kurstadt besteht darum auch schon lange Konsens in der Frage, dass dies als Chance begriffen werden müsse.

Doch die Herausforderungen sind gewaltig, denn Bad Pyrmont schrumpft und wird noch älter, „wenn auch nicht so stark wie andere Städte“, wie der Erste Stadtrat Eberhard Weber feststellt, der vor vier Jahren daran beteiligt war, das Stadtmarketing-Konzept gemeinsam mit Kurdirektor Heinz-Hermann Blome und Stadtsparkassendirektor Martin Lauffer speziell unter Berücksichtigung der vorhersehbaren demografischen Entwicklung zu überarbeiten. „Es kann uns durchaus gelingen, den Bevölkerungsrückgang einzudämmen“, gibt sich Weber optimistisch. 23 180 Einwohner zählte Bad Pyrmont Ende des Jahres 1995 – mehr waren es niemals zuvor. Doch zwei Jahr später kam die Kurkrise, die Stadt verlor in einem Jahr 412 Einwohner und seitdem sinken die Zahlen weiter. Aktuell meldet das Niedersächsische Landesamt für Statistik etwa 20 900 Einwohner.

Doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht. Bis zum Jahr 2019 wird die Zahl der Bewohner laut des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) auf 19 053 Einwohner zurück gehen, bis zum Jahr 2025 sogar auf 17 632. Entscheidender ist aber, dass sich dabei die Zahl der 25- bis 44-Jährigen um 25 Prozent reduzieren wird, während die Zahl der über 80-Jährigen um 25 Prozent zunimmt. Das Durchschnittsalter in Bad Pyrmont steigt damit von 50 auf 60 Jahre. Bereits im Jahr 2019 sind 7530 Pyrmonter älter als 60 Jahre, 4073 gehören zur Altersgruppe der 60- bis 74-Jährigen.

Die Stadt versucht gegenzusteuern. „Schulen, Kultur, Sport, Freizeit, Stadtbild, Einkaufen, Bauland, Wohnland – all das sind Pfründe, die geeignet sind, auch junge Familien dazu zu bewegen, sich hier anzusiedeln, und das haben wir auch in unser Konzept geschrieben“, so Weber. „Nicht nur die Betreuung der Senioren ist wichtig, sondern auch, was das Angebote für Jüngere betrifft“, schrieb Sparkassenchef Martin Lauffer beim „Generationenforum“ vor zwei Jahren der Kommunalpolitik ins Stammbuch. Jüngere sind vor allem auf Arbeitsplätze angewiesen, von denen die Gesundheitsanbieter und der Kur- und Fremdenverkehr den Löwenanteil anbieten. Doch noch hat Bad Pyrmont mehr Ein- als Auspendler, die in Bad Pyrmont arbeiten, aber hier nicht wohnen. Im Frühjahr dieses Jahres hatte die Stadt eine gut angenommene Informationsmesse mit 20 Anbietern organisiert, die bewies, dass es hier auch für junge Familien viele Angebote gibt.

Die Folgen des Bevölkerungsrückgangs und Überalterung sind vielfältig, auch wenn sich konkret nur schwer abzuschätzen lässt, was das für Folgen haben wird. Sinkendes Steueraufkommen, erhöhter Pflegebedarf, eine überdimensionierte Infrastruktur oder fallende Preise für Häuser und Wohnungen, die nicht altersgerecht sind, gehören auf jeden Fall dazu. Mindestens 600 Mietwohnungen stünden leer, schätzt Günter Baumeister vom Pyrmonter Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein. „Und die demografische Entwicklung wird die Situation in den nächsten Jahren noch verschärfen“, so seine Prognose. Neue Kunden als Käufer wurden derweil bereits nicht nur in den großen Städten Deutschlands, sondern auch in den Niederlanden gesucht. So hat die Stadtsparkasse im Jahr 2005 gut ein Drittel der Immobilien dorthin vermakelt.

Das, was Stadtmarketing und Round Table erarbeitet haben, ist Grundlage für das städtebauliche Gesamtkonzept, welches das Bielefelder Büro „Drees, Huesmann Planer“ im Auftrag der Stadt derzeit entwickelt und auf dessen Abschluss man zurzeit im Rathaus wartet, um weitere Handlungsempfehlungen zu Bewältigung des Wandels zu bekommen. „Natürlich spielt die demografische Entwicklung auch dabei eine Rolle, wie bei allen Planungen“, so Reinhard Drees. „Die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, die nicht nur Behinderten, sondern auch Eltern mit Kinderwagen entgegen kommt, ist ein Beispiel dafür. Die Planer müssen berücksichtigen, dass Familien eher wieder bereit sind, statt aufs Land in die Stadt zu ziehen. Das könnte künftig auch auf Nahversorger zutreffen. Und auch die Kosten spielen eine Rolle, denn wegen der vorhandenen Infrastruktur sei die Innenerschließung wesentlich günstiger als die Außenerschließung, so Drees.




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