Willkommen im Sauna-Club – suptropische Temperaturen machten dann den Auftritt von Superstar Sean Paul im wahrsten Sinne des Wortes zu einem der heißesten und zugleich schweißtreibendsten Konzertereignisse des Jahres.
Bei Jamaikas zurzeit gefragtestem Exportkünstler läuft der Schweiß bereits nach dem ersten Song „So Fine“ in Strömen – dass bei dem 39-Jährigen auch nach 90 Minuten Dauer-Jogging noch die Haare wie frisch gestylt aussehen, liegt sicher an seiner in Bienenwachs getränkten Irokesenbürste.
Die Kondition scheint Paul nicht auf Eis gelegt zu haben, war er doch bis zu seinem 21. Lebensjahr Mitglied des jamaikanischen Schwimmnationalteams. Nach dem Motto „Catch Me, If You Can“, zeigt der in Kingston geborene Künstler über weite Strecken seine Qualitäten als Höchleistungssportler, der sich auch zwischen den Songs kaum Ruhe gönnt.
2004 erhielt das Multitalent für das „Best Reggae Album“ einen Grammy – doch die Zeit, als sich Paul bei seinen Konzerten noch mehr dem Reggae widmete, gehören schon lange der Vergangenheit an. Heute kann man ihn bedenkenlos in eine Schublade mit Taio Cruz und Pitbull, beide räumten ja auch in diesem Jahr auf dem Plaza-Festival gnadenlos ab, stecken.
Mit „Got 2 Luv U“ und „How Deep Is Your Love“ folgen zwei Titel aus seinem aktuellen Album „Tomahawk Technique“ – die AWD-Hall im Dance-Fieber – Sean Paul lässt sich vom Publikum feiern, schmeißt kurz danach unter lautem Gekreische der Fans sein Handtuch in die Menge. Trotz seiner 39 Jahre ist der Jamaikaner ein Teenieschwarm – seine gelben Turnschuhe, die lässig herumschlackernden Hosenträger, die coole Sonnenbrille und der Irokesenhaarschnitt machen ihn insbesondere zum Hingucker für das weibliche Geschlecht, das auch an diesem Abend in der Überzahl zu sein scheint. „Well I Don’t Really Care What People Say – I don’t Really Watch What...“ – lautstark singt das Publikum den Chorus zu „Like Glue“ mit, ebenso beim Song „Gimme The Light“, mit dem der Sänger 2002 erstmals auch die deutschen Charts enterte. Beide Titel gehören neben „Get Busy“ und „Temperature“ zu den meist verkauften Singles des Dancehall-Reggae-Helden. „Make It Clap“ heißt es kurz danach, was sich das partyhungrige Publikum nicht zweimal sagen lässt. So wird in die Hände geklatscht, gewippt und abgetanzt – Oberdompteur Sean Paul dirigiert die AWD-Hall nach Belieben und erklärt die Konzerthalle zum ultimativen Tanztempel. Textlich hat sich bei Sean Paul nicht viel verändert – musikalisch hat er sich neu gefunden und seinen Sound tanzbarer und so massentauglicher gemacht – eben hot und „cutting edge“ (schnittig).