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Erdbeben: Springe organisiert erste Hilfen

Eines der schlimmsten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte hat die türkisch-syrische Grenzregion am Montag getroffen. Mehr als 10 000 Menschen sind bereits gestorben, über 45 000 verletzt. Die Helfer suchen weiter nach Verschütteten, viele werden mittlerweile nur noch tot geborgen. Auch in Springe versuchen die Menschen sich zu organisieren und Hilfe in die betroffenen Regionen zu schicken.

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Jessica Tisemann Redakteurin zur Autorenseite

Ebru Horos ist eine von den Personen, die den Menschen im Erdbebengebiet helfen will. Die junge Frau mit türkischen Wurzeln, die selbst Familie in den betroffenen Gebieten hat, hat am Mittwoch zu einer Spendenaktion aufgerufen. In Kooperation mit dem türkischen Verein Can Arkadas in Hannover bat sie um Sachspenden, die sie selbst einen Tag später in Hannover dem Verein übergeben wollte. Dadurch, dass der Verein auch bereits im Laufe des Tages voll mit Spenden war, haben sich die Hilfsorganisationen an das türkische Konsulat in Hannover gewendet, wo jetzt alle Spenden zusammenlaufen.

Schon kurz vor Beginn der eigentlichen Sammelaktion standen die ersten Menschen mit Spenden vor der Tür. Gegen frühen Nachmittag füllten bereits mehr als 10 Kisten und mehrere Säcke die Räumlichkeiten des SPD-Ortsvereins in Springe. Viele Handtücher, warme Decken und Winterschuhe und -kleidung waren bereits zusammengekommen. Auch Schals, Mützen und Babykleidung sowie Babynahrung und Windeln haben die Menschen in Springe gespendet. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wirklich so viele Menschen etwas spenden“, ist Horos begeistert. Bekannte von ihr wären sogar extra losgegangen und hätten in der Drogerie noch Dinge für Babys gekauft. Und während sie erzählt, hält bereits das nächste Auto vor der Tür und bringt mehrere blaue Säcke voller Kleidung. Taschenlampen, Isomatten und viele Schlafsäcke stapeln sich auch schon in einer Ecke des kleinen Raumes.

Eisige Temperaturen erschweren die Arbeit

Mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte das Beben am frühen Montagmorgen das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Am Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Tausende Gebäude stürzten ein. Alleine in der Türkei gab es nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad vom Mittwoch mehr als 8500 Tote zu beklagen. In Syrien starben laut dem dortigen Gesundheitsministerium sowie der Rettungsorganisation Weißhelme 2270 Menschen. Die Türkei ist aufgrund ihrer geografischen Lage besonders erdbebengefährdet. Stichwort: Tektonische Plattenverschiebung. Das Land liegt auf der kleinen Anatolischen Platte, die zwischen der nordwärts driftenden Arabischen Platte und der eurasischen Platte nach Westen verschoben wird. Die entstehenden Spannungen entladen sich regelmäßig in Beben.

In Syrien ist es dagegen wegen der politischen Lage für die Hilfskräfte schwer, in den betroffenen Gebieten zu unterstützen. Generell machen auch die eisigen Temperaturen die Arbeit in den betroffenen Gebieten auf beiden Seiten der Grenze nicht gerade leichter.

„Das schaffe ich auf jeden Fall nicht mit einem Mal fahren“

Ebru Horos hat sich spontan dafür entschieden, um die Sachspenden zu bitten, da sie von ihrer Familie vor Ort weiß, wie schlimm die Lage dort ist. „Zum Glück geht es allen soweit gut“, ist die junge Frau erst einmal beruhigt, dass ihre Angehörigen das Erdbeben überlebt haben. Beim letzten Telefonat habe sie aber auch erfahren, dass sie das letzte Mal einen Tag vorher etwas gegessen hatten. „Sie haben alles verloren“, berichtet Horos, die zugibt, dass sie auch selbst gerne hinfahren würde, um zu helfen.

Für Horos endet der Tag auf jeden Fall als Erfolg. Sie verlädt die ersten Kisten bereits in ihrem Auto. „Das schaffe ich auf jeden Fall nicht mit einem Mal Fahren“, sagt sie und lacht. Die Solidarität sei vielleicht auch durch die Erfahrungen in der Ukraine immer noch besonders hoch. Mit dem Ergebnis hätte sie so definitiv nicht gerechnet. Ebru Horos ist am Ende dieses Tages einfach nur dankbar für die viele Unterstützung.

Auch das THW ist mit Einsatzkräften bereits vor Ort

Auch das Technische Hilfswerk (THW) hat bereits 51 Kräfte aus Deutschland im Erdbebengebiet – und zwar in der Form einer „Schnell Einsatz Einheit Bergung Ausland“ (SEEBA). Aus Springe befindet sich niemand in dieser Einheit und daher auch nicht in dem Krisengebiet in der Türkei.

Wie funktioniert überhaupt ein solcher Auslandseinsatz des THW? Da das THW eine Bundesanstalt ist, sind die Einsätze im Ausland an bestimmte Bedingungen geknüpft. Zunächst muss das betroffene Land ein Hilfeersuchen stellen. Danach melden die Länder ihre Kapazitäten an die EU, diese wiederum gibt dann entsprechende Angebote ab. Zuletzt muss das hilfesuchende Land das Angebot noch annehmen. Auch das THW Deutschland halte für solche Katastrophenfälle entsprechende Auslandseinheiten zur Verfügung.

Zwar befindet sich aktuell keiner der Springer THW-Helfer in der Türkei, allerdings ist der Zugführer des Fachzuges Logistik zur Zeit in einem Auslandseinsatz in Jordanien. Dort unterstützt er für zwei Wochen im Rahmen einer internationalen Kooperation beim Aufbau eines Katastrophenschutzsystems.




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