Hertha Meißner: Die gute Seele der Gymnastik-Gruppe
In der Serie „Helfende Hände“ stellen wir Menschen vor, die sich seit vielen Jahren für ihren Herzensverein engagieren – und dabei meist im Hintergrund bleiben. Um ihre Verdienste zu würdigen, stellen wir die freiwilligen Helfer vor. Hertha Meißner leistet seit mehr als 50 Jahren ehrenamtliche Arbeit beim TSV Gestorf.
Im vergangenen Jahr hätte der TSV Gestorf nur allzu gerne seinen 75. Geburtstag gefeiert. Doch die Pandemie verhinderte die Feierlichkeiten zum Jubiläum. Wie in so vielen Jahren zuvor hätte Hertha Meißner nur allzu gerne ihren Beitrag zu einem rundum gelungenen Fest geleistet. Die langjährige Spartenleiterin der Gestorfer Gymnastik-Gruppe für Damen, die sie gemeinsam mit Margret Hering leitet, kümmert sich seit vielen Jahren um organisatorische Aufgaben im Verein.
Die 83-Jährige hat einen Großteil der Gestorfer Vereinsgeschichte hautnah miterlebt. 1956 zog sie aus dem sächsischen Freital bei Dresden nach Gestorf, 1964 trat sie dem Turn- und Sportverein bei. In den ersten Jahren stand noch kein geeigneter Trainingsort auf dem Vereinsgelände zur Verfügung, daher veranstalteten die Gymnastik-Damen ihre Übungseinheiten zunächst im Landgasthof „Zum Weißen Ross“. Zwischen 1975 und 1985 wichen sie auf die Turnhalle in Bennigsen aus. „Damals gab es noch keinen Busverkehr. Da haben wir uns mit sechs oder sieben Personen in ein Auto gequetscht. Und wir waren bestimmt 25 Leute“, erinnert sich Meißner. Erst mit dem Bau der Gestorfer Sporthalle 1985 hatte die Fahrerei ein Ende, die Gymnastik-Kurse konnten endlich unweit der eigenen Haustür stattfinden. Von 1972 bis 2018 leitete Jutta Lauenroth die Gruppe, die mittlerweile von Sabine Rabus übernommen wurde. Doch wenn die Übungsleiterinnen verhindert waren, sprang Hertha Meißner jederzeit ein, um in der Gemeinschaft Körper und Geist zu stärken.
Neben Übungen mit Medizinbällen, Keulen, Therabändern und Faszienrollen macht ihr das Hanteltraining besonderen Spaß. Deshalb verzichtet sie auf die 500-Gramm-Variante und trainiert mit den 1,2 Kilo schweren Gewichten. „Man muss gefordert werden. Ich brauche ein bisschen Power, da muss ich nach dem Training auch etwas merken“, sagt die älteste unter einem Dutzend Teilnehmerinnen. Sie bedauert es sehr, dass sich die Gruppe seit Oktober nicht mehr jeden Dienstag zu einer 90-minütigen Einheit sehen kann. „Wir sind und waren immer eine gute und unternehmungslustige Truppe. Es ist so schade, dass wir uns nicht treffen dürfen. Ich bin immer die Letzte, die aus der Halle geht, die Fenster schließt und das Licht ausmacht“, sagt Meißner.
Foto: DIALOG
Dabei geht es ihr nicht nur um die sportliche Betätigung, sondern um das gesamte Vereinsleben, für das sie sich immer mit vollem Eifer engagiert hat. In früheren Jahren organisierte sie bei Dorffesten und Festumzügen den Auftritt der Gymnastik-Damen, die ihrer Kreativität bei der Garderobe freien Lauf ließen, um modisch und vor allem einheitlich aufzutreten. „Wir haben uns immer eingebracht und uns zu jeder Gelegenheit etwas einfallen lassen“, berichtet Meißner. Dafür nähten die Damen ihre Outfits selbst, überzogen auch mal Gymnastikreifen mit Stoff und stachen bei Festumzügen und Auftritten ihrer musikalisch untermalten Darbietungen stets hervor. Dass die Damen nicht nur rhythmische und ästhetische Sportarten bevorzugen, stellten sie beim Ortspokal unter Beweis. Hertha Meißner stand mit sechs weiteren Vereinskameradinnen auf dem Fußballplatz und jagte in Freundschaftsspielen dem runden Leder hinterher.
Zudem organisierte die rüstige Rentnerin Weihnachts- und Faschingsfeiern der Gymnastik-Sparte, schmückte die Ehrenpforte oder stimmte Lebensmittelspenden von Salaten bis hin zum Kuchenbuffet mit anderen Abteilungen des Klubs ab. „Natürlich habe ich auch am Grill gestanden“, sagt Meißner auf Nachfrage. „Ich habe mich darum gekümmert, dass jeder seinen Teil beiträgt.“ So war es auch 2015 zum 70. Geburtstag des TSV.
Vielleicht noch in diesem Jahr, spätestens 2022 soll die Jubiläumsfeier zum 75. nachgeholt werden. Bevor die Party steigt, will Hertha Meißner wieder ihre Hilfe zum guten Gelingen anbieten. „Ob wir eine Vorführung mit der Gymnastik-Gruppe machen, weiß ich aber noch nicht“, so Meißner. Sollte es noch länger dauern, bis sie wieder Gymnastik machen oder an der Herzsportgruppe von Edeltraud Winkel teilnehmen kann, hält sie sich durch körperliche Ertüchtigung im eigenen Garten fit. Neben der Bepflanzung ihres Gemüsebeetes mäht sie auch den Rasen und schneidet die Hecken.